Mario
Man könnte meinen, die Gesellschaft wäre in den letzten
Jahren offener geworden. Homosexuelle dürfen heiraten, werden Spitzenpolitiker,
Superstars outen sich, alles kein Problem mehr? Leider nicht. Auch im Sport gab
es in den letzten Jahren immer wieder Top-Sportler, die sich geoutet haben. Aber
kaum in der immer noch von einem antiquiert machohaften Männerbild verhafteten
Fußball-Welt. Wer im Profifußball erfolgreich sein will, darf nicht schwul
sein. Das gilt leider immer noch. Genau
diesem Thema widmet sich der schweizer-deutsche Film "Mario".
Mario, das ist die Hauptfigur des Films. Ein 20-jähriger junger
Mann, der davon träumt vom U21-Team in einer schweizer Kleinstadt in die erste
Mannschaft der Erwachsenen aufgenommen zu werden. Dass er das Zeug dazu hat
wird ihm vielfach bescheinigt. Doch die Konkurrenz ist groß. Der Neuzuwachs für
das Team, Leon, wird deshalb auch kritisch beäugt. Er würde ja eh bald wieder
wechseln. Die beiden Stürmer Mario und Leon erkennen, dass sie gleich stark
sind, beide wollen es schaffen, ins erste Team übernommen zu werden. Eigentlich
wären sie Konkurrenten, doch die
Überlegenheit über die anderen schweißt sie auch zusammen. Sie werden vom
Trainer in eine gemeinsame Wohnung gesteckt. Mario ist froh endlich zu Hause
auszuziehen. Sein Vater, der selbst von einer Fußballer-Karriere geträumt hat,
meint es gut, ist aber sehr einnehmend und bevormundend.
Dass beide schwul sind, ist schnell zu erahnen. Mario küsst
zwar die Freundin, die er im Bus trifft, aber dann erzählt sie, dass sie sich
gerade getrennt hat. Später wird klar, es ist nur seine beste Freundin. Bald
verbringen Mario und Leon auch ihre gesamte Freizeit miteinander. Es dauert
nicht lange, bis daraus mehr wird. Wenn sich die beiden für ihre erwachenden
romantischen Gefühle füreinander klar werden, fliegen auch mal die Fetzen. Die
einsilbigen Dialoge wirken da leider etwas aufgesetzt. Tiefgehende Gespräche
vermisst man in diesem Film.
Besonders Mario ist immer bewusst, was es bedeuten würde,
wenn seine Homosexualität öffentlich wird. Als dann ein Gerücht im Team umgeht,
wird sofort der Trainer und Marios Manager eingeschaltet. Man hätte ja nichts
dagegen, aber es ginge ja um die Außenwirkung des Vereins. Da darf es einen
schwulen Spieler oder gar ein schwules Spielerpaar natürlich nicht geben. Diese
Gespräche wirken unangenehm authentisch. Man rät ihnen sogar sich eine
Alibi-Freundin zuzulegen, um die Gerüchte zu zerstreuen. Doch die homophoben Beleidigungen und das
Mobbing im Team reißen nicht ab. Der Druck von außen wird für Leon schließlich
unerträglich. Soll er sich für den Fußball entscheiden, oder für sein eigenes
Glück?
Der Film macht einen abrupten Sprung. Mario hat einen
Vertrag bekommen und zieht nach Hamburg, um beim FC St. Pauli zu spielen. Aber
auch hier tut er alles, um seine Homosexualität zu verheimlichen. Seine beste
Freundin zieht sogar als Alibi-Freundin mit zu ihm. Stark ist der Kontrast zu
den lockeren St. Pauli-Spielern gegenüber dem zwar ethnisch gemischten aber doch
kleingeistigen Team in der schweizer Heimat. Wenn man den Film als Hamburger
sieht, wundert man sich jedoch, dass mit keinem Wort erwähnt wird, dass St. Pauli ein
besonderer Verein ist. Es gibt wohl keinen anderen Verein, der so offensiv
dafür wirbt, offen gegenüber homosexuellen Spielern zu sein. Er unterstützt ein
Aktionsbündnis gegen Homophobie und schließlich auch diesen Film. Der ehemalige
Präsident des Vereins, Corny Littmann, selbst offen schwul, riet vor einigen
Jahren jedoch Spielern noch davon ab, sich zu outen. Sicher, Mario will
wahrscheinlich nicht ewig bei St. Pauli bleiben und nicht alle Vereine sind so
offen. Dennoch war es etwas merkwürdig, dass St. Pauli im Film wie ein ganz
normaler Fußball-Verein dargestellt wurde. Das ist er eben nicht. Dazu und zum
Film an sich hätte es anschließend eine Diskussion geben können. Denn sowohl
der Regisseur als auch alle Hauptdarsteller, sowie einige St. Pauli-Spieler,
Corny Littmann selbst und Marc Urban, einer der ersten Spieler, die sich
geoutet haben, waren bei der Hamburger Premiere anwesend. Doch leider war der
Zeitplan beim Filmfestival knapp und keine Zeit mehr für Fragen. Bei so einem
wichtigen Thema nicht sehr gut geplant. Aber hoffentlich regt der Film die
Debatte wieder an.
Max Hubacher erhielt übrigens den Schweizer Filmpreis für seine Rolle als Mario und Jessy Moravec den Preis für die beste Nebendarstellerin für ihre Rolle als Marios beste Freundin.
Funfakt: Der Darsteller von Leon, Aaron Altaras hat eine enorme Ähnlichkeit mit Matthew Daddario, der in der Shadowhunters-Serie den ebenfalls schwulen Alec Lightwood spielt.
Funfakt: Der Darsteller von Leon, Aaron Altaras hat eine enorme Ähnlichkeit mit Matthew Daddario, der in der Shadowhunters-Serie den ebenfalls schwulen Alec Lightwood spielt.
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