Dienstag, 5. Juni 2018

Feuererbe - Deleted Scenes

Bei Filmen gibt es im Extra ja oft deleted scenes, also dachte ich mir, ich poste hier auch mal eine Szene, die es nicht in den fertigen Roman geschafft hat. Das ist tatsächlich die einzige Szene, die komplett rausgeflogen ist. Dabei hat mir diese Szene quasi die Grundidee für das Buch gegeben. Denn genau diese Szene, ein Typ mit einem Kampfhund und ein anderer, mit einem Chihuahua, der aber überhaupt nicht so aussieht, als würde er sich einen solchen Hund anschaffen, treffen sich im Park. Diese Idee ist schon sehr alt. Dann kam die Szene am Anfang hinzu. Jessie sieht etwas Übernatürliches und Allan sollte ihn erst alleine verfolgen und zur Rede stellen, das hat dann aber keinen Sinn mehr ergeben, weshalb die Szene dann auch rausfiel. So kann es gehen.
Am Anfang war Rocky auch noch eine sie und ein Pitbull und kein Boxer und Zoes Chihuahua hieß zuerst auch Jessie ...


Rocky schnüffelte am Boden entlang und wollte irgendetwas fressen. "Nein!" Jessie zog sie weg. Er hatte heute nicht viel Geduld. Die Nacht hatte er schlecht geschlafen. Er erinnerte sich kaum, wie er nach Hause gekommen war. Immer wieder war er die Ereignisse der Nacht in seinem Kopf durchgegangen. Die Hitze, der geheimnisvolle Asiate, das Feuer … es gab nur eine sinnvolle Erklärung für das alles. Er wurde wahnsinnig! Oder jemand hatte ihm etwas in sein Bier gekippt und das war alles ein Drogentrip gewesen. Nur dass er sich nicht fühlte, als hätte er Drogen genommen, nicht mal einen Kater hatte er. Am besten er vergaß das Ganze.
Es war ein diesiger bewölkter Morgen. Wahrscheinlich würde es bald regnen. Bis auf ein paar Jogger war der Park um diese Zeit leer. Jessie führte Rocky zur Hundewiese, wo er sie ableinte. Sie tobte über das feuchte Gras, und brachte den Ball zurück, den Jessie lustlos warf. Er wischte sich über die Augen. Er hatte furchtbar ausgesehen, nach dem Aufstehen. Wäre Chris da gewesen wäre, hätte er ihn in die Arme genommen, und alles wäre okay gewesen. Sein Hund Jojo hätte ihn abgeleckt. Manchmal vermisste er Jojo genauso sehr wie Chris. Und Rocky vermisste ihn ebenfalls. Er hatte Chris hier kennen gelernt, weil Rocky und Jojo miteinander gespielt hatten. Mit einem Hund lernte man ständig andere Hundebesitzer kennen. Nur dass viele ihre Hunde nicht mit einem Putbullmischling spielen lassen wollten. Chris hatte keine Bedenken gehabt. Immerhin war Rocky besser erzogen als sein Jack Russel. In letzter Zeit ging Jessie immer nur her, wenn Chris arbeiten musste. Er hatte ein schlechtes Gewissen gegenüber Rocky, aber er wollte Chris noch nicht wiedersehen. Irgendwann vielleicht … Jessie bemerkte erst jetzt, dass Rocky nicht mehr zurückgekommen war nach dem letzten Wurf. Er sah sich um. Sie war verschwunden. Einen kurzen Moment geriet er in Panik. Dann sah er sie hinter einem Busch. Sie sprang herum und jagte einen kleinen weißen Chihuahua. Der drehte sich im Kreis und kläffte Rocky wild an. Chihuahuas hielten sich oft für größer als sie waren. Aber Rocky ließ sich davon nicht irritieren und versuchte mit ihm zu spielen.
"Ruhig, Jessie!", erklang eine Männerstimme hinter dem Busch. Jessie brauchte einen Moment bis er begriff, dass nicht er sondern der Hund gemeint war. Der jedoch überhaupt nicht hörte. Dann trat der Besitzer hervor. Er trug eine schwarze Lederjacke und hatte asiatische Züge. Jessie starrte ihn an. Er spürte, wie seine Hände zu zittern begannen. Das war der Mann von letzter Nacht, der Mann von dem er sich schon eingeredet hatte, dass er ihn sich eingebildet hatte. Genauso wie den Feuerring über dem Club.



"Jessie! Lass das!" Der Chihuahua hörte wieder nicht, obwohl die Stimme des Mannes so eindringlich war, dass Jessie ihm sofort gehorcht hätte. Der Mann sah ihn an und lächelte. "Sorry, das ist nicht mein Hund."
"Schon gut. Rocky beißt nicht."
"Sie sieht auch nicht so aus." Die Aussage überraschte Jessie. Obwohl er selbst fand, dass Rocky lieb aussah, viele hatten Angst, ihre Hunde mit einem Pitbull spielen zu lassen. Und wie hatte er so schnell erkannt, dass Rocky weiblich war?
"Nur auf Kommando", ergänzte er, als der Mann näher kam.
"Ganz ruhig. Ich möchte mich nur mit dir unterhalten."
Jessie trat einen Schritt zurück und Rocky kam schwanzwedelnd zu ihm.
"Gestern Nacht, das Feuermal über dem Club. Hast du das beschworen?"
„Was?"
"Eine einfache Frage. Warst du es, ja oder nein?"
"Nein! Wie …"
"Okay. Dachte ich mir. Weißt du überhaupt was das war? Du hast ziemlich erschrocken ausgesehen."
Jessie konnte den Mann nur anstarren. Wovon redete er? Wie könnte irgendjemand so etwas erzeugen? Er schüttelte den Kopf. Der Mann seufzte.
"Verdammt. Erzähl mir nicht, dass du gar keine Ahnung hast. Du weißt wenigstens, was du bist, oder?"
„Was ich bin? Was meinst du damit?“
"Wenn du Glück hast, wirst du weiterhin ein normales Leben haben. Vergiss, was du gesehen hast."
„Vergessen? Wie soll ich das jemals vergessen?“ Jessie merkte kaum, dass er immer lauter wurde. Das konnte dieser Mann ja wohl nicht ernst meinen.
„Da war ein Feuer über dem Club! Und die Leute haben das nicht gesehen! Nur du und ich. Dafür muss es eine Erklärung geben!“
„In der Tat.“
„Dann sag sie mir, sofort! Sag mir, dass ich nicht wahnsinnig werde!“
Der Mann seufzte, sah ihm dann fest in die Augen. „Du bist nicht verrückt. Keine Sorge.“ Irgendwie beruhigte Jessie das ein wenig. Es erklärte jedoch nichts.
„Also, was war das? Was für ein mieser Streich wurde da gespielt?“
„Das würde ich auch gerne wissen. Wie gesagt, versuch das zu vergessen und wenn du Glück hast, hörst du nie wieder was von mir .“
Damit drehte er sich um und ging. Jessie sah ihm sprachlos nach. Er wollte ihn aufhalten, aber ihm kam nichts über die Lippen. Das alles war doch viel zu verrückt.

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