Sonntag, 7. Dezember 2014

Adventskalender

Auch dieses Jahr gibt es wieder den wunderbaren Adventskalender auf boyxboy. Und auch dieses Jahr ist wieder etwas von mir drin. Diesmal sogar zwei Geschichten. Eine schon am 4. und wann die zweite kommt bleibt eine Überraschung. Also, es lohnt sich, jeden Tag reinzuschauen. Euch erwarten haufenweise zuckrig-weihnachtliche Geschichten.

Und das Bild dazu ist auch ganz toll geworden:


Samstag, 29. November 2014

Wird Gay Romance Mainstream?

In den letzten Monaten hörte man immer wieder, dass Gay Romance jetzt in wird, dass es ein Genre ist, auf das jetzt auch größerer Verlage aufmerksam werden.
Es ist eine interessante Entwicklung, die sich da anbahnt, die ich mit großem Interesse verfolge. Als jemand, der schon vor zehn Jahren damit angefangen hat, in diesem Genre zu lesen, als das Wort Gay Romance in Deutschland noch niemand benutzt hat, bin ich aber auch ein wenig skeptisch. Damals blieb einem noch nichts anderes übrig, als Mangas und Fanfiktion mühsam im Netz zu suchen. Doch Gay Romance ist schon vor einigen Jahren in Deutschland angekommen, mit spezialisierten Verlagen und einigen erfolgreichen Autoren. Gerade in den letzten zwei Jahren habe ich den Eindruck, dass es immer mehr Autoren gibt, die sich in dem Genre professionalisieren. Aber immer noch sind die Veröffentlichungen überschaubar und neue Titel erreichen schnell die ebook-Charts in ihrer Kategorie. Was sich jedoch deutlich verändert hat ist, dass sich einige Titel auch in anderen Kategorien in den Charts finden lassen. Es scheint ein Bewusstsein und ein Interesse für das Genre entstanden zu sein. Auch wurden in den letzten zwei Jahren drei neue deutsche Verlage gegründet, die sich auf Gay/Queer-Literatur spezialisieren. Doch wird das Genre wirklich zum Mainstream?

Größere Verlage wollen durchaus beim Trend mitmachen. So hat zum Beispiel Lyx einige Gay Romance-Titel im Programm, doch bisher als reine e-books. Auch andere Verlage trauen dem Trend wohl noch nicht so ganz, und wollen das Genre erstmal ausprobieren, bevor sich sich an Prints wagen.
Daher freue ich mich umso mehr über den Mut des Heyne-Verlags, die erfolgreiche Reihe Captive Prince von C.S. Pacat ins Programm zu nehmen. Dabei handelt es sich um Fantasy mit Intrigenspielen und schwulen Figuren. Aber ich habe mir sagen lassen, dass es nicht unbedingt Romance ist. Auch früher gab es ein paar wenige Titel bei größeren Verlagen mit schwulen Figuren. Dabei ist das aber immer nur ein Teil der Handlung. So zum Beispiel Des Teufels Maskerade von Viktoria Schlederer, oder Böser Engel von Timothy Carter. In diesen Büchern gibt es Figuren, die eben zufällig schwul oder bi sind, sie dürfen sich vielleicht auch verlieben, aber das ist nicht ihr Hauptthema und damit kein Romance. Dennoch hoffe ich, dass Captive Prince hier auch einen Trend setzen könnte.

Auf dem englischsprachigen Markt ist man da schon etwas weiter, was die Vielfalt der Titel angeht. Der Markt ist natürlich größer und so können auch Nischenthemen eher erfolgreich sein. Es gibt im Gay-Romance-Bereich eigentlich alle Untergenre, die es bei Hetero-Romance auch gibt. Wie ich schon einmal beschrieben habe, sind Historical Romances im Gay-Bereich hier noch kaum veröffentlicht. KJ Charles, meine Lieblingsautorim im Genre, hat kürzlich verkündet, dass sie von einem größeren Verlag den Auftrag bekommen hat, für sie eine Gay-Regency-Romance zu schreiben. Und sie ist nicht die einzige Autorin, der das passiert ist. So kann sich ein Autor also auch mit kleinen Verlagen einen Namen machen und so größere Verlage auf sich aufmerksam machen.
Vor einem Jahr gab es ja große Hoffnung, dass mit der Veröffentlichung von J.R. Wards Gay Romance Lover At Last innerhalb einer sehr erfolgreichen Reihe, mehr Leser darauf aufmerksam werden. Doch Josh Lanyon weist darauf hin, dass diese Leser nicht unbedingt nach Gay Romance aus Kleinverlagen suchen werden, sondern eher von anderen etablierten Autoren. Ob nun tatsächlich durch Ward ausgelöst, Fakt ist, dass Gay Romance beliebter geworden ist.
Es ist zu vermuten, dass das Genre auch deshalb erfolgreicher ist, weil generell die Akzeptanz gegenüber gleichgeschlechtlichen Beziehungen gestiegen ist. Aber ich glaube tatsächlich auch, dass Leser dieser Titel noch toleranter werden. Daher finde ich Gay Romance als Genre so wichtig. Es zeigt, dass Menschen auch außerhalb heterosexueller Beziehungen ihr Glück finden können und sich ganz normal verlieben. Und das, wo es lange in Filmen und Büchern nur unglückliche Enden gab. Da vor allem Frauen diese Bücher lesen, werden diese Leserinnen auch für Fürsprecher von LGBT-Rechten. Zumindest kann ich für mich sagen, dass ich zwar schon immer für gleichgeschlechtliche Ehen etc. war, dass mich aber das Lesen und Schreiben von Gay Romance nochmal mehr für das Thema sensibilisiert hat. Das ist einer der Gründe, (neben der Hoffnung, als Autor auch etwas davon abzubekommen) weshalb ich mich immer über erfolgreiche Filme und Bücher im Genre freue, die ein breites Publikum ansprechen.
Bisher habe ich aber leider auf dem deutschen Markt, insbesondere im Print, noch nicht gesehen, dass Autoren von großen Verlagen unter Vertrag genommen werden. Ob Romance oder schwule Literatur, setzen die Großen immer noch auf bereits erfolgreiche Übersetzungen. Daher setzten Autoren, die viel schreiben meist auf eine Kombination von Kleinverlagen und Selfpublishing.
Neben den etablierten Kleinverlagen wie deadsoft, Cursed Side, Dreamspinner Press oder Incubus gibt es aber auch mittelgroße Romance-Verlage, die vermehrt Gay Romance ins Programm nehmen, wie Romance Edition, der Sieben Verlag oder der ebook-Verlag books2read.
Dennoch lese ich häufiger englische Titel, da die Auswahl dort immer noch größer ist. Leider überzeugen auch Übersetzungen nicht immer, oder sind teurer als das Original. Wenn man lieber auf Deutsch liest, wird man sich darüber freuen, dass es immer mehr Übersetzungen erfolgreicher englischer Titel gibt. Aber auch darüber, dass immer mehr professionell gestaltete Bücher deutscher Autoren veröffentlicht werden. Leider landen diese Bücher nur sehr selten im Buchhandel und darüber werden in Deutschland immer noch die meisten Bücher verkauft. Doch in den Buchhandel zu kommen ist für kleiner Verlage schwer und wenn die großen Verlage nur ebooks veröffentlichen, verringert das die Wahrscheinlichkeit, dass neue Leser zufällig im Laden auf diese Bücher stoßen. Auch schließen immer mehr auf das Genre spezialisierte Buchläden. Die Leser kaufen also über den online-Handel oder müssen ihre Bücher im Buchladen bestellen. Wie aufgeschlossen größere Verlage gegenüber auch deutschen Erstausgaben tatsächlich sind, muss sich zeigen. Ich hoffe, dass man guter Qualität eine Chance geben wird und dass sich die Verlage mal etwas trauen. Dennoch glaube ich nicht, dass Gay Romance komplett zum Mainstream werden wird, es bleibt ein Thema, das eine bestimmte Zielgruppe anspricht, und das ist auch ganz in Ordnung so.




Samstag, 1. November 2014

Benjamins Gärten von J. Walther

J. Walther aka Jana Walther gehört zu den Autoren, die schon ewig auf meiner Leseliste stehen. Jetzt bin ich endlich dazu gekommen, ihren kurzen Roman Benjamins Gärten zu lesen. Zunächst erschien er im Verlag, jetzt in überarbeiteter Version im Selfpublishing.
Das Cover zeigt einen Garten mit einer Hängematte. Das passt sehr gut zur Stimmung der Geschichte.
Nach dem Tod seiner Eltern lebt der neunzehnjährige Benjamin allein in deren Haus auf dem Land. Was er mit seiner Zukunft anfangen will, ist ihm noch gänzlich unklar. Er lebt im Augenblick und in der Vergangenheit, muss sich erstmal mit dem Tod seiner Eltern auseinandersetzen, bevor er weiter gehen kann. Und er trifft Marek, der eine alte Villa in der Nähe gekauft hat, um sie wieder zu verkaufen. Es entwickelt sich etwas zwischen den beiden, eine Beziehung kann man es nicht nennen. Denn Marek entzieht sich Benjamin immer wieder, verschwindet ohne sich zu verabschieden, taucht plötzlich wieder auf. Redet kaum über sich, sie beide reden nicht über ihre Beziehung. Das ist ein Muster, das in Benjamins Leben immer wieder vorkommt, die Sprachlosigkeit zwischen ihm und seinem Vater, mit seiner ersten Affäre. Manchmal geht es einem schon auf die Nerven, wenn Benjamin es nicht schafft, einmal zu sagen, was er möchte. Er bleibt seltsam unnahbar. Erst gegen Ende findet er langsam seine Stimme, stellt endlich einmal Forderungen, probiert Neues aus. Aber es ist nicht unbedingt die Handlung, die den Roman lesenswert macht. Passieren tut eher wenig, es spielt sich mehr in den Figuren ab. Vielmehr ist es eine Momentaufnahme eines Sommers und Herbstes, der Gärten, in denen Benjamin sich aufhält. Es ist eine ganz besondere Stimmung, die hier eingefangen wird, ein wenig nostalgisch, traumhaft, eine ganz eigene Welt. Das besondere an diesem kurzen Roman ist Jana Walthers Stil. Es ist ein sehr klarer, präziser Stil, jedes Wort ist genau richtig, keines zu viel. Nur wenige Autoren beherrschen es, gleichzeitig so anspruchsvoll und klar schreiben zu können. Wenn man ein Buch von der Autorin aufschlägt, muss man sich darauf einlassen, anspruchsvolle Literatur zu lesen. Ich habe das in kleinen Dosen getan, da ich nach jeder Passage diese wunderbare Sprache in mich aufnehmen wollte.
Teilweise gibt es etwas zu viele Wiederholungen in der Handlung. Aber da der Text so kurz ist, ist das nicht weiter schlimm. Ich bin jedenfalls gespannt auf das nächste Buch von der Autorin. Leider hat sie angekündigt, erstmal keine weiteren Romane schreiben zu wollen. Das ist schade, aber Benjamins Gärten sehe ich auch eher als Novelle. Kürzlich erschien von ihr Nur eine Frage der Liebe.
Also vielleicht erfreut uns die Autorin ja doch noch mit neuen kürzeren Texten.

Sonntag, 19. Oktober 2014

Any day now

Ich bin immer noch etwas unsicher, wie ich den Film Any day now finden soll. Es ist kein typischer Film über ein schwules Paar, das wird schnell klar. Angesiedelt ist er Ende der Siebziger in den USA.
Als der gutsituierte Anwalt Paul in einer Bar die Drag Queen Rudy kennen lernt, ändert das für beide ihr Leben. Paul ist geschieden und wahrscheinlich möchte er jetzt endlich auch seine Neigung zu Männern ausleben. Rudy performt in Glitzerekostümen zu Popsongs und flirtet Paul offensiv an. Sie landen in Pauls Auto, es gibt einen Gefallen für Paul. Doch dann klopft ein Polizist an der Scheibe. Rudy zeigt sein Temperament, das manchmal mit ihm durchgeht, beschimpft den Polizisten, während Paul die Situation schlichtet. Von hier an könnte man meinen, dass es sich um einen Liebesfilm handelt, doch dann sieht man Rudy allein in seinem heruntergekommenen Apartment, bei dem er die Miete schuldig bleibt. Eine verlorene Puppe im  Flur bringt alles ins Rollen. Sie gehört dem Sohn seiner Nachbarin, einem Jungen mit Down-Syndrom. Die Mutter ein Junkie mit pöbelndem Freund. Am Morgen ist sie verschwunden, der Junge allein in der Wohnung. Und für Rudy ist augenblicklich klar, er will verhindern, dass der Junge ins Heim oder in eine miese Pflegefamilie muss. Also nimmt er den Jungen, Marco, bei sich auf. Es beginnt ein Kampf um das Recht für den Jungen zu sorgen. Rudy erhofft sich Hilfe von Paul, der zunächst ablehnt. Doch dann besinnt er sich auf sein gutes Herz und bietet sogar an, dass Rudy und Paul bei ihm wohnen können. Alles scheint gut zu gehen, als Marcos Mutter, die inzwischen im Gefängnis sitzt, unterschreibt, dass Rudy für Marco sorgen darf. Doch so soll es nicht bleiben. Any day now ist ein Film über die Ungerechtigkeit des Justizsystems und die Doppelmoral der Gesellschaft.

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Donnerstag, 9. Oktober 2014

Das Problem mit "gay for you" und warum ich John Barrowman liebe

Wenn ich eine Plotzusammenfassung lese, die ungefähr so geht: A verliebt sich unsterblich in B, aber B ist hetero, doch B fühlt sich dennoch zu A hingezogen, und merkt plötzlich, dass er schwul ist, verdrehe ich immer die Augen. Dabei habe ich selbst eine Art gfy-Geschichte mit Aljoschas Tanz. Was mich vor allem an den gfy-Geschichten stört ist, dass ich es mir immer schwer vorstellen kann, wie jemand plötzlich merkt, dass er sich in jemanden des eigenen Geschlechts verliebt. Vor allem wenn die Figuren keine achtzehn mehr sind und vorher auch nie auf die Idee gekommen sind, nicht hetero zu sein. Doch wenn ich ein bisschen darüber nachdenke, ist diese Ansicht auch wieder ein Vorurteil. Nur weil ich mir irgendwie schon immer darüber klar war bi zu sein, heißt das nicht, dass es jedem so gehen muss. Es gibt durchaus Männer oder auch Frauen, die erst mit fortgeschrittenem Alter merken, dass sie homosexuell sind. Vielleicht auch, weil sie sich in eine bestimmte Person verlieben. Was mich jedoch an gfy immer gestört hat ist, dass die Figuren dann immer noch nicht eingestehen, nicht hetero zu sein, dass sie nur diesen einen Mann attraktiv finden. Das kann ich mir einfach sehr schwer vorstellen. Auf dieses Thema komme ich durch einen Post von Jordan L. Hawk auf der wunderbaren Seite: Queer Romance Month, auf der einige Romance Autoren Themen über Queer Romance diskutieren, besonders Repräsentation.
Und Jordan hat mich dazu gebracht, meine Meinung doch etwas zu ändern. Sie weist darauf hin, dass es nicht nur komplett hetero, komplett bi oder komplett homo gibt. Die Kinsey-Skala zeigte ein breites Spektrum an Möglichkeiten, eine fortlaufende Skala zwischen den Extremen. Und viel zu oft werden Figuren eben nur in den Extremen dargestellt. Wenn jemand sich plötzlich in einen Mann verliebt, kann er seine vorherige Freundin nicht richtig geliebt haben. Dass ist es, was mich als bisexuelle Person am meisten stört. Auch wenn zum Beispiel ein Promi mit einem Mann zusammenkommt und vorher mit einer Frau zusammen war heißt es, oh die Arme hat nicht gemerkt, dass ihr Kerl schwul war. Als ob es nicht möglich wäre, sich mal in eine Frau und mal in einen Mann zu verlieben. Ich weiß es, es geht.
Zurück zum Problem mit gfy. Mir ist bewusst geworden, dass das tatsächlich passieren kann. Wenn jemand mehr an den Enden der Skala steht und vielleicht bisher wirklich vor allem auf Frauen stand und bisher nur mit Frauen zusammen war, hatte er keinen Grund seine Heterosexualität anzuzweifeln. Dann kann es vielleicht tatsächlich sein, dass er dann dem einen Mann begegnet und peng, "gay for you". Es ist dann aber eben kein ich werde für dich schwul, sondern ein, ich war schon immer etwas abseits vom Ende der Skala, habe es nur nicht bemerkt. Dann soll der Charakter das aber bitte jetzt merken. Er soll nicht merken, dass alles was vorher war, falsch war. (Es sei denn die Figur ist wirklich komplett schwul, dann ist es aber wiederum kein gfy) Das ist dann das andere Extrem dazu, dass er meint, eben nur für diesen einen Mann etwas zu empfinden und eigentlich immer noch hetero zu sein. Er soll merken, dass er sich in diesen einen Mann verliebt hat, nicht mehr und nicht weniger. Vielleicht wird ihm auch klar, dass er vorher schonmal Männer attraktiv fand. Vielleicht auch nicht.
Was ich mir wünschen würde sind Figuren, die sich bewusst sind, wo sie auf der Skala stehen, die sich komplett bewusst sind, bi zu sein und kein Problem damit haben. Sowas findet man viel zu selten. Denn leider hört man ja auch öfter, dass selbst in der LGBT-Comunity Vorurteile gegenüber Bisexualität bestehen und alle schön in Labels sortiert werden sollen. Ich würde gerne mal über eine Figur lesen, die sich das erste mal in jemanden des eigenen Geschlechts verliebt und kein riesen Thema daraus macht. Es wäre wohl unrealistisch, gar nicht darüber zu reflektieren, aber müssen diese Personen immer so ein großes Problem damit haben, nur damit man einen Konflikt im Plot hat? Ich denke nicht.



Also mehr Repräsentation, mehr Vielfalt. Damit komme ich zu meiner Liebe zu John Barrowman und Captain Jack Harnkess. Wer Docotor Who kennt, wird wissen, von wem ich spreche und in Torchwood spielt er die Hauptrolle. Captain Jack ist bi, vielleicht eher zu Männern geneigt. Doch er flirtet mit jedem, der ihm über den Weg läuft. Mann, Frau, Alien ... Und er schämt sich kein bisschen dafür. Dafür liebe ich ihn. Denn er schafft es dabei zwar eingebildet, aber nie machohaft rüberzukommen. Immer hat der unsterbliche Anführer der geheimen Abteilung Torchwood etwas mysteriöses an sich. Und er ist einfach sexy in seiner Captain-Jacke. John Barrowman hat ihm so richtig Charakter gegeben. Er ist in echt genauso charmant wie seine Rolle und komplett schwul. Musicalstar, Showmaster, Schauspieler. Aber dabei seit einer Ewigkeit, ich glaube über achtzehn Jahre mit seinem Partner zusammen und er ist häufig auf Cons unterwegs, um Fans zu treffen. Ich hoffe ja immer noch auf eine Rückkehr von ihm zu Doctor Who. Denn so eine Figur wie Jack hatte man bis dahin noch nicht gesehen. Nicht im Mainstream TV, überhaupt kaum im Film. Man könnte kritisieren, dass Captain Jack nur wieder Vorureile gegenüber Bisexuellen bestätigt. Mit allen flirten, die größte Auswahl haben, nicht treu sein können ... aber es ist eben nur eine einzige Figur und die kann wohl niemals alles abdecken. Captain Jack ist Captain Jack und ich liebe ihn dafür. Ich möchte mehr Captain Jacks und mehr Iantos (Jack LI in Torchwood, der übrigens ein gfy-Charakter ist), aber auch gerne introvertiertere bisexuelle Figuren. Es kann ja nicht jeder so selbstbewusst wie Jack sein. Die Figuren dürften auch mal über ihre Sexualität in Zweifel sein, aber dann ist auch irgendwann gut. Je normaler es wird, desto weniger werden Menschen das Bedürfnis haben, auf alles sofort ein Label draufzukleben, das man nicht mehr abbekommt.

Mittwoch, 10. September 2014

New Queer TV - Rezension von Looking


In den letzten Jahren gab es immer mehr GLBT-Figuren in Serien. Kaum noch eine Serie ohne so einen Charakter. Doch seit L-World und QaF gab es keine Serien mehr, die sich nur um solche Figuren drehen. Auch wenn es mit Glee, The new normal oder Modern Family schon Serien mit vorrangig schwulen Hauptfiguren gab. Keine der genannten Serien konnte mich bisher richtig packen. Ich habe zwar QaF weitgehend vollständig gesehen, doch richtig überzeugt haben mich die Autoren nicht. Irgendwie waren mir alle Figuren der Serie immer mehr unsympathisch, dennoch musste man sie damals gucken, sie war etwas besonders. Die Serie hat auf jeden Fall neue Maßstäbe gesetzt und gezeigt, es gibt ein Publikum dafür.
Jetzt gibt auch eine neue Serie über eine Gruppe schwuler Freude im heutigen San Francisco. Ich habe viel erwartet von dieser Serie, denn die Voraussetzungen klangen großartig. Leider hat sie mich enttäuscht. Entweder die Produktion war wirklich vollkommen Low Budget oder es sollte unbedingt so aussehen (denn immerhin steht HBO dahinter). Es beginnt mit Patrick, gespielt vom gar nicht so unbekannten Jonathan Groff (Glee). Er designt Computerspiele und versucht sich gerade wenig erfolgreich im online dating. Doch Patrick ist kein Beziehungstyp. Nie hat er es länger als ein paar Monate mit jemandem ausgehalten. Als er den süßen Türsteher und Frisör Richie kennen lernt, will er sich erst nicht auf ihn einlassen. Zu unterschiedlich sind der Mittelschicht Weiße und der working-class Mexikaner. Und was will eigentlich Patricks neuer Chef von ihm? (Lichtblick Russel Tovey)


Donnerstag, 21. August 2014

Das ewige Überarbeiten

Ich habe mir gerade meine eigenen alten Posts hier durchgelesen und festgestellt, dass ich Sunford schon for eineinhalb Jahren angefangen habe. Merkwürdigerweise kann ich mich überhaupt nicht mehr daran erinnern, wie ich angefangen habe zu schreiben und wo die Idee herkam. Jedenfalls bin ich seit einer ganzen Weile dabei, den Text zu überarbeiten. Einige Leute stellen sich vor, der Autor sitzt in seinem Kämmerlein, schreibt und am Ende kommt ein Buch dabei raus, das dann gedruckt wird. So einfach ist es leider nicht. Ich kenne zwar Autoren, die in einem Monat gleich zwei Romane schreiben, ich kann das jedoch nicht. Der Schreibprozess selbst dauert meist nicht allzulange. Doch dann beginnt für mich die eigentliche Arbeit: das Überarbeiten. Ich brauche nach dem Beenden eines Textes immer einige Zeit Abstand davon, bevor ich ihn überarbeite. Denn sonst bin ich völlig betriebsblind. Da ich hierfür nun auch einige richtig tolle Betaleser gefunden habe, konnte ich den Text noch mal verbessern. Manchmal habe ich gar keine Lust mehr, einen Text anzusehen, wenn ich ihn schon hundert Mal gelesen habe. Doch das ging mir hier nie so. Ich kann immer noch über Vincent schmunzeln beim Lesen. Und dank meiner tollen Betaleser kann ich auch über meine eigenen Fehler lachen. Zum Beispiel hat mir eine den Fehler herausgefischt, der anstatt seines Hauses den armen Leonard als quadratisch beschrieb. Oder Vincent ist in einem Satz in seinem Zimmer, im nächsten steht er vor dem Haus und dann ist er plötzlich in der Küche, ohne dass er sich irgendwie bewegt. Das passiert, wenn die Autorin beim Schreiben einschläft. Aber viel mühsamer zu beheben sind natürlich inhaltliche Fehler oder Unzulänglichkeiten. So passen jetzt einige Szenen im ersten Teil nicht mehr zum zweiten. Dafür habe ich mir jetzt eine genaue Timeline erstellt.
Ich habe keine Checklist, die ich beim Überarbeiten durchgehe, aber ich stelle mir dabei immer wieder dieselben Fragen:

Montag, 7. Juli 2014

Think of England von KJ Charles


Durch die  Magpie-Serie bin ich ein Fan von KJ Charles geworden. Daher habe ich Think of England schon länger sehnsüchtig erwartet.
Diesmal gibt es keine magischen Elemente, dafür eine tolle Spionage-Story. Im edwardianischen England um 1904 begibt sich der im Krieg verwundete Archie Curtis zu einer Landparty. Er hat aber kaum im Sinn, sich dort zu amüsieren. Vielmehr möchte er aufklären, ob die defekten Pistolen, die viele seiner Kameraden im Krieg getötet haben und ihn selbst die Hand zerschmettert, ein Unfall waren oder ob Absicht dahintersteckte. Sein Verdacht fällt auf den reichen Mr Hubert, der mit dem Waffengeschäft zu tun hat. Dessen junge Frau hat neben Archie auch noch einige weitere illustre Gäste eingeladen. Bei der ersten Begegnung mit Daniel da Silva, kann Archie gar nichts mit ihm anfangen. Der auffällig gekleidete leicht dunkelhäutige portugiesische Jude, der Gedichte schreibt und und keinen Hehl aus seiner "Queerness" macht, ist ihm suspekt. Doch als er Da Silva unter anderen Umständen kennen lernt, wird schnell deutlich, nicht alles an ihm ist, wie es scheint.
Zu Beginn ist noch nicht ganz klar, wer eigentlich der Love Interest ist und ich hatte ein wenig Probleme mit den vielen Nebenfiguren und ihren Namen. Doch KJ Charles schafft es, die Atmosphäre der Landparty so einzufangen, dass man sich sofort in die Zeit versetzt fühlt, ohne einen mit Details zu erschlagen.
Es wird immer deutlicher, dass hier mehr als eine Person versucht, etwas zu verbergen. Viel mehr will ich vom Inhalt nicht verraten, sonst würde ich spoilern.
Ganz besonders gut gefallen hat mir im Roman die Figur des Daniel da  Silva. KJ Charles schreibt, dass sie sehr viel Pulp-Literatur aus der Zeit liest, wo Juden oder Ausländer häufig als böse dargestellt werden. Es ist erfrischend, hier eine Figur zu haben, die anders ist, als man sie in historischen Romanen sonst antrifft. Daniel ist intelligent, hat in Deutschland studiert und er kennt bereits das damals erst aufkommende Wort "homosexuell". Er hat eine einmalige Art, mit seiner aufgesetzten Flamboyanz zu provozieren und zwischen ihm und Archie gibt es einige wunderbare Dialoge. Archie bildet zu Daniel einen schönen Kontrast. Obwohl er bisher nur sexuelle Kontakte zu Männern hatte, kam ihm noch nicht in den Sinn, sich als queer zu sehen oder dass er sich gar in einen Mann verlieben könnte. Sein Charakter ist sehr geradlinig, ein Soldat, der verwundet einen neuen Sinn im Leben sucht. Als Figur konnte er für mich aber nicht ganz mit da Silva mithalten.
Daneben gibt es auch noch zwei interessante weibliche Nebenfiguren, vor allem die resolute Miss Merton, die Archie bei der Aufklärung des Falls hilft.
Das einzige Manko am Text war für mich, dass die Spionage-Geschichte etwas zu kurz kam. Es gibt einige Action-Szenen, Schießereien, etc. Aber obwohl der Roman als Einzelband angelegt sein soll, hat man das Gefühl, sofort weiterlesen zu wollen. Man möchte wissen, wie sich die Beziehung der Figuren entwickelt, die am Ende des Buches erst beginnt und wie Archie seine Identität akzeptiert. Immerhin hat die Autorin angekündigt, jetzt auch eine Fortsetzung schreiben zu wollen. 
Insgesamt ist Think of England eine schöne Romanze mit Spionage-Anteil, die Elemente aus der Pulp-Literatur der Zeit neu interpretiert.
Think of England ist übrigens ein Sprichwort, dass so viel heißt wie denk an dein Land, tue es für England. Eigentlich heißt es "lie back and think of England" und bezieht sich auf Frauen, die, um Kinder für England zu bekommen, den Sex mit ihren Männern ertragen sollten.
Nach diesem Text wird man jedenfalls nicht mehr die Worte "Think of England" lesen oder hören können, ohne breit zu grinsen.

Samstag, 17. Mai 2014

Weekend

Der Film Weekend gilt schon als neuer Klassiker des New Queer Cinema. Er ist einer der wenigen Filme, die ohne Starbesetzung und ohne großes Budget produziert wurden und dennoch eine sehr hohe Qualität aufweisen und ein großes Publikum erreicht haben. Zu oft sieht man Filme, die zwar eine gute Grundidee haben, die aber an der Umsetzung scheitern.
Regisseur Andrew Haigh hat sich auch nicht an Genrefilmen orientiert, sondern an anderen Indiependentfilmen, wie er im Interview verrät.
Doch zum eigentlichen Film: In Weekend begegnen wir Russel, einem Bademeister, Mitte zwanzig, der bei einem Clubbesuch Glen kennen lernt. Beim nächsten Schnitt ligen er und Glen am Morgen zusammen im Bett. Jetzt soll Russel sich an alles erinnern, alle seine Gefühle die er in Bezug auf die Nacht hat, für Glen in ein Diktiergerät sprechen, für ein Kunstprojekt. Zunächst ist Russel etwas befangen, doch nach und nach erinnert er sich an alle Details. Man spürt schnell, dass zwischen den beiden mehr ist als ein One-Night-Stand. Sie sehen sich wieder, sprechen miteinander über ihre Familien: Russel ist als Pfelgekind aufgewachsen, vor seinen Freunden ist er geoutet, doch es fällt ihm schwer, sich öffentlich zu zeigen. Für Glen ist das kein Problem, er will mit seinem Kunstprojekt sogar sein Sexleben öffentlich machen und Glen will über alles reden, während Russel eher ein ruhiger Typ ist.


Als Glen noch einmal an Russels Tür klingelt, nachdem er gegangen war, und ihm sagt, dass er in ein paar Tagen in die USA auswandern wird, wird deutlich, wie sehr er sich schon in Russel verliebt hat. Es ist das überzeugende Spiel von Tom Cullen und Chris New, das den Film so authentisch macht. Cullen ist jetzt in Downton Abbey zu sehen, für New war es sein erster Spielfilm. Es braucht keine Liebesschwüre dafür, die Romantik entsteht zwischen den Zeilen, in Blicken und Gesten. Obwohl sie wissen, dass ihnen nicht viel Zeit zusammen bleibt, lernen sie sich an nur einem Wochenende intensiv kennen, reden über intimste Gefühle, und konsumieren jede Menge Drogen.

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Freitag, 18. April 2014

Historische schwule Literatur, Romance und die Suche nach Vorbildern


                













Da ich selbst gerade meinen ersten historischen Roman geschrieben habe, der sich um eine schwule Liebesgeschichte dreht, habe ich begonnen, dieses Genre immer mehr zu lieben. Es ist für viele junge Menschen heute vielleicht kaum noch vorstellbar, wie schwer es schwule Männer in vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten hatten, ihre Identität zu finden und Beziehungen zu führen. Dass es früher gesellschaftlich nicht akzeptiert war, wenn zwei Männer sich liebten, heißt aber natürlich nicht, dass alle schwulen Männer darauf verzichteten, sich für ihre Neigung schämten oder unglücklich waren. Wenn man Biografien bekannter Homosexuller liest, etwa Christopher Isherwood, Rimbeaud und Verlaine, Friedrich der Große, Tschaikowski, Oscar Wilde, sieht man wie früher geliebt wurde. Sie haben alle Beziehungen mit Männern geführt, auch wenn sie teilweise verheiratet waren und nicht öffentlich zu ihrer Sexualität stehen konnten. Zu jeder Zeit wurde anders mit Homosexualität umgegangen, das bietet viel Stoff für interessante Geschichten.
Nicht alle hatten so eine öffentliche skandalträchtige Beziehung wie Oscar Wilde, der dadurch im Gefängnis landete  (wie wunderbar in der Adrian Mayfield-Trilogie dargestellt wurde). Vor allem aus Künstlerkreisen sind heute homosexuelle Persönlichkeiten und Beziehungen bekannt. Durch den Skandal um das Bordell in der Cleeveland Street wissen wir um die "schwule Unterwelt" gegen Ende des viktorianischen Zeitalters. Sicherlich gab es auch zu anderen Zeiten Orte und Kreise, in denen man sich traf und in denen die Homosexualität selbstverständlich angenommen wurde.
Von den vielen Männern, die einfach zusammen lebten und eine Beziehung abseits der Öffentlichkeit führten, wissen wir nur kaum etwas. Das sollte einen jedoch nicht davon abhalten, solche Geschichten zu erfinden.
Durch die gesellschaftlichen Verbote und Ablehnung war es jedoch lange kaum möglich solche Geschichten zu veröffentlichen. Jede Anspielung wurde zu einem Skandal, mussten aus Manuskripten gestrichen werden.
Eines der wenigen Beispiele ist E.M. Forsters Maurice, was jedoch erst in den Siebzigern veröffentlicht wurde, lange nach dem es geschrieben wurde.
Ich habe das Gefühl, dass gerade in den letzten Jahren ein Trend in Richtung historischer gay romance entstanden ist. Vor allem das neunzehnte Jahrhundert sowie die zwanziger Jahre sind beliebt. Meistens spielen die Bücher in der Oberschicht oder es treffen verschiedene Schichten aufeinander. Man benutzt Versatzstücke aus Klassikern und fügt etwas Erotik hinzu. Das ist das Schöne daran, heute kann man endlich die Vergangenheit so darstellen, wie sie wirklich gewesen sein könnte. Das heißt natürlich nicht, dass Gay Romance immer realistisch ist oder sein muss. Besonders beliebt sind Autorinnen wie Ava March, Tamara Allen,  Jordan L. Hawk, Rowan Speedwell oder das Duo Bonnie Dee und Summer Devon. Bereits in den Sechzigern erschien Mary Renaults Serie um Alexander den Großen. Das einzige bisher erschienene Buch einer deutschen Autorin, das mir bekannt ist, ist Der Sodomit von S. B. Sasori, das kürzlich im Weltenschmiede-Verlag erschienen ist und in Ungarn des 15. Jh. spielt.
Keiner der neueren Romance Romane ist jedoch so beliebt wie die Romane von Sarah Waters, die historische Geschichten mit lesbischen Beziehungen zum Thema haben, oft verbunden mit Thriller/Krimielementen und die fast alle verfilmt wurden.

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Samstag, 22. März 2014

#indiebookday

Der Indiebookday ist eine Aktion, bei der man in einer Buchhandlung ein Buch aus einem unabhängigen kleineren Verlag kaufen soll und dann davon ein Bild auf facebook oder auf einem Blog posten. Ich finde die Idee toll und spannend, dass so viele Leute schon dabei mitmachen. Heute ist es zu spät, um noch in die Buchhandlung zu gehen. Ich bespreche hier ja sowieso immer Bücher aus Indieverlagen. Hier also einfach ein Bild von ein paar Büchern, die schon lange darauf warten, dass ich sie endlich (zu Ende)lese.


Berlinsolo von Peter Hofmann habe ich schon angefangen. Ich mag seinen Stil sehr gern und dieses Buch wollte ich schon seit einer Ewigkeit lesen. Dann lese ich gerade den zweiten Teil der Adrian Mayfield-Trilogie (hier ist der dritte abgebildet). Die Bücher sind vom Stil her einfach so dermaßen gut, das ich das ganz auskosten will. Außerdem ärgere ich mich gerade so über Adrian, die Hauptfigur, dass ich vielleicht gar nicht weiterlese. Auf jeden Fall war der erste Band aber so gut, dass ich jetzt alle davon überzeugen will, das Buch auch zu lesen. Es ist ja irgendwie so eine Art Klassiker-Geheimtipp. Als drittes ist da Feuersänger von Tina Alba. Das Buch ist eine Fantasygeschichte und spielt in einer ganz eigenen Welt. Wenn ich alle Bücher durch habe, poste ich hier natürlich auch die Rezensionen.

Mittwoch, 5. Februar 2014

A Charm of Magpies von KJ Charles

The Magpie Lord ist der erste Band in der Reihe A charm of Magpies, von der gerade der zweite Band erschienen ist. Das Buch habe ich zufällig als ebook entdeckt und die Beschreibung und das gelungene Cover ließ es mich sofort kaufen, obwohl ich sonst fast nie Bücher kaufen.
Als Lord Crane, nach Jahren aus Shanghai nach England zurückgekehrt, nach dem mysteriösen Selbstmord seines Bruders und seines Vaters, muss er einige Familienangelegenheiten klären. Doch Lord Crane muss nicht nur damit zurechtkommen, dass sein Vater ein fieser Despot und Betrüger war, er wird auch noch von einem Fluch heimgesucht, der ihm beinahe das Leben kostet.
Zu Hilfe kommt ihm ausgerechnet der Magier Stephen Day, dessen Vater von Lord Cranes Vater umgebracht wurde. Nicht gerade die beste Voraussetzung für eine beginnende Romanze. Doch Stephen lässt sich überzeugen, dass Lord Crane nichts mit seinem Vater gemeinsam hat und hilft ihm, hinter das Geheimnis des Fluchs zu kommen. Es entspinnt sich eine Geschichte voll von Magie und einer undurchsichtigen Verschwörung. Und das alles vor dem Hintergrund eines viktorianischen Londons.
Was mir an der Geschichte gut gefallen hat war, dass es kein Instant Love gibt. Zunächst beschreibt Crane Stephen als klein und abgemagert. Es dauert eine Weile, bis er den trockenen Humor Stephens versteht und erkennt, was für ein starker Magier er ist. Stephen arbeitet als Justiziar der Magier, und obwohl Lord Crane ihm in seinem Stand, finanziell und in seiner Größe überlegen ist, begegnen sie sich auf Augenhöhe.
Die beiden Hauptfiguren waren erfrischend eigenständige Persönlichkeiten, die beide mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen haben. Viel Erotik gibt es in dem kurzen Roman nicht, und auch wenn man als Leser doch manchmal genervt ist, wenn es aus abstrusen Gründen wieder und wieder nicht mit dem Bettsport klappt, so ergibt das am Ende doch alles einen Sinn.

Nun ist gerade der zweite Band der Reihe, A case of possession erschienen.
Hier entwickelt sich die Beziehung zwischen Crane und Stephen weiter. Während Crane sich wünscht, Stephen möge nicht immer nachts ohne Abschied verschwinden, versinkt Stephen in Arbeit. Erst als Crane von einem alten Bekannten erpresst wird, ihre Affäre öffentlich zu machen, macht er sich bewusst, wie viel Stephen ihm bedeutet. Kann er von Stephen überhaupt verlangen, für ihn seine Karriere und seine Freundschaften aufs Spiel zu setzen? Doch es tauchen noch ganz andere Probleme auf. Riesige Ratten, die Leute angreifen, verschwundene chinesische Schamanen und eine alte Freundin aus Shanghai, die in Gefahr ist.
 Der Plot im zweiten Band hat mir etwas besser gefallen als im ersten, wo ich manchmal nicht ganz mit der Handlung mitkam. Auch war es schön, mehr aus der Shanghai-Vergangenheit von Crane zu erfahren und zu sehen, wie sich die Beziehung zwischen Crane und Stephen weiterentwickelt. Es gibt außerdem deutlich mehr Erotikanteil, wobei ich mir noch nicht sicher bin, ob das nun ein Pluspunkt ist, oder nicht. Die Szenen waren alle recht heiß geschrieben, aber wirkten teilweise etwas fehl am Platz. Insgesamt gefällt mir der Einfallsreichtum der Autorin, die positiv abstrusen Plots und die Nebenfiguren, die man sich alle sehr gut vorstellen kann. Auch Cranes Shanghai-Gossen-Dialekt sorgt für einige komische Szenen.
Ein wenig schade finde ich jedoch, dass jeder Band nur so kurz ist. Obwohl jede Figur ihre Hintergrundgeschichte hat, und ich Stephen und Crane als Figuren sehr ungewöhnlich und gut ausgearbeitet finde, ein paar mehr ruhigere Szenen hätten den Büchern noch mehr Tiefe verleihen können, die eigentlich schon in der Geschichte angelegt ist. So ist es spannende kurzweilige Unterhaltung, aber sehr gute Unterhaltung. 

KJ Charles ist übrigens das Pseudonym einer weiblichen Autorin, die mit ihren beiden Kindern in London lebt und hauptberuflich als Lektorin arbeitet. Auf ihrer Website gibt sie auch immer wieder interessante Schreibtipps.

Undertow

Undertow (original: Contracorriente) spielt in Peru, in einem kleinen Fischerdorf. Miguel ist gut integriert in die Dorfgemeinschaft, er wird häufiger gefragt, Grabreden zu halten. Es gibt eine alte Tradition im Ort, die Toten im Meer zu bestatten, nur so kann die Seele der Verstorbenen Ruhe finden, glaubt man.
Doch Miguel hat ein Geheimnis. Den gutaussehenden Fremden, den Fotografen Santiago - seit einer Weile haben die beiden eine Affäre. Ein fremder homosexueller Mann wird im Dorf nicht gerade gerne gesehen und da Miguel noch dazu verheiratet ist und bald Vater wird, tut er alles, um die Affäre geheim zu halten. Beenden will er sie jedoch auch nicht. Santiago dagegen möchte Miguel gerne für sich, es ist deutlich, dass er tiefe Gefühle für Miguel hegt. Doch erst als Santiago bei einem Tauchunfall ums Leben kommt, wird Miguel bewusst, wie viel ihm der Mann bedeutet. Als Santiago plötzlich als Geist vor ihm steht, ist er zunächst verwirrt, doch dann stellt er fest, dass er Santiago berühren kann, als wäre er noch aus Fleisch und Blut. Sie können sich unterhalten und händchenhaltend durch die Straßen gehen, ohne dass es jemand sieht. Sie können sich am Strand lieben und endlich über ihre Gefühle reden.
Doch Miguel hat auch Verpflichtungen. Seine Frau ist hoch schwanger und sie ahnt, dass etwas nicht stimmt. Und Miguel weiß, Santiago kann nicht ewig als Geist bei ihm bleiben, er muss seine Ruhe finden und dafür muss sein Leichnahm aus dem Meer geborgen und eine traditionelle Bestattung bekommen.
Die Geschichte von Undertow wurde ähnlich schon oft erzählt, erinnert auch an Freier Fall, wobei Undertow ein paar Jahre früher entstand. Ein verheirateter Mann, der noch dazu bald Vater wird und sich der Gefühle für einen anderen Mann bewusst wird. Das ist es auch, was mich an der Geschichte stört. Warum muss es immer noch eine schwangere Frau im Hintergrund geben? Das macht einem die Figuren nicht gerade sympathischer, gerade als Frau kann ich mir wohl kaum etwas fieseres vorstellen, als dass der Mann während der Schwangerschaft anstatt sich um die Frau zu kümmern, eine Affäre auslebt. Was mir an Undertow jedoch gut gefallen hat war, dass dieser Aspekt auch deutlich wird. Miguels Frau ist außer sich und zieht erstmal aus. Doch sie liebt ihn auch so sehr, dass sie ihn in seiner Trauer um Santiago sogar versteht. Der Aspekt der Geistergeschichte gibt der Story außerdem einen schönen Twist.
Ein weiterer Unterschied von Undertow zu vielen ähnlichen Filmen ist die wunderbare Kameraarbeit. Die Küstenlandschaft von Peru gibt eine schöne Kulisse ab und wie Santiago als Geist erscheint ist in starken Bildern eingefangen. Auch die Schauspieler, besonders Cristian Mercado als Miguel können ganz und gar überzeugen. Es ist außerdem bemerkenswert, dass der Film einer der ganz wenigen aus Peru ist, der eine schwule Geschichte erzählt. Der Regisseur sagt im Interview, dass er mit Anfeindungen am Drehort rechnete, jedoch offenes Interesse am Dreh bestand. Diese Aspekte machen Undertow zu einem besonderen Stück schwuler Filmgeschichte.

Peru 2009, Regie und Drehbuch: Javier Fuentes-León.

Montag, 13. Januar 2014

Schreibupdate

In den letzten eineinhalb Jahren habe ich zwei kürzere Romane geschrieben, die jetzt beide noch darauf warten, von mir zu Ende überarbeitet, bzw. von Testlesern auseinander genommen zu werden.
Während mein Kopf noch immer an den Figuren von Sunford hängt, versuche ich gleichzeitig etwas Neues zu schreiben. Eigentlich ist mein Hauptprojekt ja gerade ein Jugendbuch komplett ohne schwule Figur. Sowas gibt es? Tja, ich versuche es zumindest.
Nebenher habe ich gerade ein Spaßprojekt gewissermaßen zwangsläufig sehr viel Erotik enthält. Ich bin mal gespannt, wie lang diese Geschichte wird und ob ich das mit der Erotik überhaupt hinbekomme.
Danach habe ich mir fest vorgenommen endlich mein Sommer in Vermont weiterzuschreiben und dann gibt es da auch noch zwei sehr skurrile Figuren, die jetzt plötzlich meinen, dass ich unbedingt ihre Geschichte erzählen muss. Am besten jetzt. Ihr seht, die Ideen sind mir noch nicht ausgegangen, auch wenn ich außer KGs länger keine neuen Storys gepostet habe.