Sonntag, 5. Juli 2015

Hautnah - an deiner Seite von Francisca Dwaine

Francisca Dwaine hat sich mit ihrere Winterbrunch-Reihe und mehreren kürzeren Veröffentlichungen bereits einen Namen im Gay Romance Genre gemacht. Als ich die Beschreibung von Hautnah - an deiner Seite las, war ich jedoch erstmal skeptisch. Eine Liebesgeschichte zwischen einem Autor und einem Lektor? Das klang für mich ziemlich unrealistisch. Denn die meisten Autoren, die ich kenne, treffen ihren Lektor nie persönlich, das meiste läuft über Mail und Telefon, vielleicht trifft man sich, wenn man zufällig in der Nähe wohnt, auf Messen oder der Verlag ist ungewöhnlich spendabel. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass eine Geschichte, bei der der Lektor auch noch bei dem Autor einzieht, um ihm endlich dazu zu bringen, den lange erwarteten nächsten Bestseller zu schreiben, einigermaßen glaubwürdig erzählt werden kann. Doch Francisca Dwaine ist das gelungen, denn es gibt eine gute Begründung fü alles.
Die Handlung beginnt damit, dass der angehende Lektor Jason nach Chicago zieht und mit einem unheimlich attraktiven Christian einen One-Night-Stand hat und Christian ihn ziemlich unfreundlich aus der Wohnung wirf. Doch als Jason erfährt, dass Christian hinter dem Pseudonym Kristin Heart, der Bestsellerautorin steckt, der er zugeteilt wurde, will er seinen Job auf keinen Fall vermasseln. Obwohl Christian sich alle Mühe gibt, ihn loszuwerden, gibt Jason nicht auf. Da Christian unglaublich gut aussieht und Jason sich unweigerlich zu ihm hingezogen fühlt, lässt er sich darauf ein, mit ihm sein Bett und Wohnung zu teilen. Schnell entdeckt er, dass es einen Grund dafür gibt, warum Christian sich immer wieder wie ein Arsch verhält, daher kann er ihm dieses Verhalten auch vergeben. Denn Christian hat vor zwei Jahren seinen Partner verloren und betäubt seien Trauer mit Alkohol und Sex, er kann niemanden mehr an sich ranlassen und vergrault lieber jeden der versucht, ihm zu helfen. Eine Beziehung mit Jason lehnt er daher von vornherein ab.
Das war meine zweite Sorge bei dieser Geschichte. Wird im Klappentext angekündigt, dass der Love Interest ein dunkles Geheimnis hat und unnahbar ist, lese ich das eigentlich nie. Ich kann die Faszination für solche Arschloch-Typen einfach nicht verstehen. Aber obwohl ich Christian ab und zu mal schütteln wollte und den armen Jason davor warnen, sich wieder auf ihn einzulassen, gelingt es der Autorin, dass man immer noch mit beiden mitfühlt. Vor allem Jasons Stärke, die Konsequenzen aus Christians Verhalten zu ziehen hat mir gut gefallen, auch dass seine Freunde so intelligent sind, Christians Verhalten zu durchschauen und Jason davor zu warnen, wie er ihn manipuliert. Denn genau dieses manipulative ausnutzende Verhalten ist es, was mich an solchen düsteren Typen in Liebesgeschichten normalerweise abstößt, da es meistens als begehrenswert und toll dargestellt wird. Aber Jason hat eine starke Persönlichkeit und auch wenn er Christian ein paar Mal nachgibt, er lässt sich nicht alles bieten. Das hat mir sehr gut gefallen.
Ein weiterer Aspekt an der Geschichte ist die Metaebene, die sich bei Büchern über Autoren fast zwangsläufig ergibt. Schließlich fängt Christian endlich seinen Roman an, der autobiografische Züge trägt, und so auch die Beziehung zu Jason spiegelt. So dass man Christians Regeln zum Schreiben, zwangsläufig mit dem Text, den man gerade liest, vergleicht. Da der Autorin der aber gut gelungen ist, und das Thema auch nicht überstrapaziert wird, hat mich das zum schmunzeln gebracht.
Etwas schade fand ich, dass die Nebenfiguren, Dragqueen Jonathan und Jasons bester Freund Tom erst lange eingeführt und dann ein wenig vergessen wurden. Ein paar Ungereimtheiten sind mir auch aufgefallen. Etwas seltsam fand ich, dass Jason vorher noch bei seinen Eltern wohnte, und nicht geklärt wurde, warum, normalerweise leben die Studenten in den USA doch in ihren Colleges, dadurch wirkte er unnötig unreif auf mich.
Das einzige, was ich wirklich kritisieren würde ist, dass sich im Mittelteil die Handlung etwas zieht und wiederholt und dass die Geschichte recht vorhersehbar ist. Aber das bekannte Thema, einen gebrochenen Typen, dem nichts wichtig ist wieder zu einem liebenden Menschen zu machen, hat die Autorin gut umgesetzt, so dass ich "Hautnah" nur empfehlen kann. Es hat mir weitaus besser gefallen, als andere Texte mit ähnlichem Muster, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Da eine kleine Frage noch offen bleibt, ist auf jeden Fall Potential für eine Fortsetzung vorhanden.

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