Freitag, 12. April 2013

David Levithan: Noahs Kuss - Buchrezension

Der deutsche Titel Noahs Kuss - und plötzlich ist alles anders (original: Boy meets boy) passt nicht wirklich zu dem Buch, denn ich hätte es fast nicht gelesen, da ich dahinter eine klassiche Coming-out-Geschichte erwartet habe. Auch der Aufdruck auf dem Klappentext, es sei für Fans von Brokeback Mountain, hat nichts mit dem Buch zu tun, denn es ist ein Jugendbuch und Brokeback Mountain würde ich Jugendlichen nur bedingt empfehlen.
Der Beginn wirft einen mitten in die Handlung und stellt gleich klar, Paul, der Ich-Erzähler weiß wer er ist, und alle anderen wissen das auch. Schwul zu sein ist für ihn überhaupt kein Problem. Seine Eltern, seine Freunde, seine Mitschüler, niemand macht daraus ein Problem. Im Gegenteil, es scheint in seiner Stadt beinahe nur Schwule und Transsexuelle zu geben. Da ist zum einen Infinite Darlene, gleichzeitig Quarterback und Homecoming Queen, und Tony, sein bester Freund, der es nicht leicht mit seinen Bibeltreuen Eltern hat. Und dann ist da natürlich Noah, in den Paul sich schon bei ihrer ersten Begegnung verliebt und Noah scheint dasselbe für ihn zu empfinden.
Einer glücklichen Beziehung zwischen Paul und Noah steht also nichts im Weg. Sie lieben die gleichen Filme, können stundenlang miteinander reden und eigentlich ist alles in Pauls Welt perfekt. Das war auch mein Problem mit diesem Buch.

Ein ziemlich großer Zuckerschock. Wenn auf Büchern Zuckerwarnungen drauf wären, auf diesem hätten es gleich drei sein müssen. Levithan zeichnet eine Welt, wie man sie sich gerne wünscht, wie sie aber für die meisten homosexuellen Jugendlichen kaum sein wird. "Du weißt gar nicht, was für ein Glück du hast", sagt Tony zu Paul. Pauls Glück, das hätte er selbst gerne und so dürfte es vielen Jugendlichen gehen. Es wäre schön, wenn es für alle schwulen Jugendlichen bald so wäre, wie für Paul. Nämlich genauso, wie für heterosexuelle. Das einzige Problem für Paul ist, dass er sich zwischen zwei Jungs entscheiden muss, die ihn beide lieben. Denn neben Noah ist da auch noch sein Exfreund Kyle, der plötzlich wieder etwas für ihn empfindet, obwohl er doch vorher behauptet hatte, eigentlich hetero zu sein. Außerdem ist Paul für seine beste Freundin plötzlich Luft, weil die nur noch macht, was ihr neuer Freund ihr sagt. Das ist eigentlich alles, was in Noahs Kuss passiert. Da fragt man sich schon, ob der Autor jemals ein Buch über Plotaufbau gelesen hat. Konflikte? Kann man das essen? Aber obwohl eigentlich kaum etwas in diesem Buch passiert, habe ich es zu Ende gelesen und auch gemocht. Ich mochte die Figuren, besonders Tony und Noah, ich mochte Pauls Sicht auf die Welt. Insgesamt ein Buch, das sich schnell weglesen lässt und gut zu einem leichten Sommertag passt.

2011 bei cbt erschienen, 283 Seiten

2 Kommentare:

  1. Wie groß ist bitte die Schrift in der deutschen Ausgabe? Meine englische hat keine 200 Seiten. ;-) Ich hatte ähnliche Probleme wie du mit dem Buch, obwohl ich auch denke, dass Levithan genau das hervorheben möchte: Dass es schön wäre, wenn es bald allen homosexuellen Jugendlichen so gehen könnte, wie Paul. An sich ist es halt eine kleine, verträumte, skurrile Geschichte und das mochte ich eigentlich sehr gern.

    Hast du eigentlich "Will Grayson, Will Grayson" schon gelesen, das David Levithan zusammen mit John Green geschrieben hat? Das ist ein wunderschönes Buch, das Akzeptanz von homosexuellen Jugendlichen etwas realistischer darstellt.

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    1. ja, die Schrift ist wirklich seehr großzügig ... ich denke auch, dass das die Intention beim Buch war und ich mochte es ja auch.
      Will Grayson will ich auch auf jeden Fall noch lesen, vielleicht mal auf Englisch.

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