Die Rohfassung meiner Edwardianer ist beinahe
fertig. Es fehlen noch ca. drei kleine Szenen in der Mitte und der
allerletzte Absatz. Danach wird die Arbeit mit der Überarbeitung und
Recherche aber erst richtig anfangen. Es ist zwar riskant, aber ich
neige dazu erstmal zu schreiben und danach zu recherchieren, ob das
auch alles so richtig ist. Ich hoffe, ich muss keine großen Teile
umschreiben. Vor allem muss ich mich aber noch mit dem Leben in
London beschäftigen und es macht wirklich Spaß, sich in die Zeit um
die Jahrhundertwende zu vertiefen.
Gestern habe ich beinahe zwanzig Seiten geschrieben,
denn diese Geschichte wollte einfach zu Ende erzählt werden. Wenn
ein Buch kurz vor dem Finale steht, steigere ich mich da oft richtig
rein und vor allem wenn es eine Liebegeschichte ist, kann ich meine
armen Figuren ja nicht warten lassen, bis sie sich endlich bekommen.
Ich habe ja nicht geahnt, was für ein zuckriges Ende ich da
fabrizieren würde, also für meine Verhältnisse. Wer schon mehr von
mir gelesen hat weiß, meine Liebesgeschichten gehen nicht immer gut
aus. Wobei das Ende bei "Lex" eigentlich auch recht zuckrig
ist, wenn ich darüber nachdenke. Diesmal konnte ich allerdings nicht
anders, als meine Figuren erst eine Weile zu quälen und sie dann
glücklich zu machen. Ich kenne Autoren die sagen, dass sie ihre
Figuren beim Schreiben ganz distanziert betrachten. Ich kann das
nicht. Ich muss alles mitfühlen, was meine Figuren fühlen. Ob sie
wütend, traurig oder glücklich sind. Deshalb war ich gestern auch
ganz bewegt, als ich meine Figuren durch ein Gefühlschaos gehen
ließ. Wir Autoren sind schon ein komisches Volk. Ich hoffe
natürlich, es gelingt mir auch, diese Emotionen dann beim Leser
auszulösen. Am liebsten würde ich jetzt alle verbleibenden Lücken
im Text füllen und ihn als fertig betrachten, aber bis das so weit
ist, werde ich wahrscheinlich nochmal Jahre recherchieren. Leider
habe ich mir anscheinend auch ein Setting ausgesucht, worüber es am
wenigsten Informationen gibt. Einerseits Mittelschichtsfiguren,
andererseits die Zeit um 1905. Während es über die Viktorianer
haufenweise Literatur gibt und über den ersten Weltkrieg sowieso,
sieht es hier leider etwas mau aus. Aber ich habe mich bereits mit
Romanen aus der Zeit und einer langen Liste von Büchern eingedeckt.
Denn ich kann es wirklich kaum abwarten zu erfahren, ob Vincent und
Leonard bei den Lesern ankommen.
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