Donnerstag, 21. August 2014

Das ewige Überarbeiten

Ich habe mir gerade meine eigenen alten Posts hier durchgelesen und festgestellt, dass ich Sunford schon for eineinhalb Jahren angefangen habe. Merkwürdigerweise kann ich mich überhaupt nicht mehr daran erinnern, wie ich angefangen habe zu schreiben und wo die Idee herkam. Jedenfalls bin ich seit einer ganzen Weile dabei, den Text zu überarbeiten. Einige Leute stellen sich vor, der Autor sitzt in seinem Kämmerlein, schreibt und am Ende kommt ein Buch dabei raus, das dann gedruckt wird. So einfach ist es leider nicht. Ich kenne zwar Autoren, die in einem Monat gleich zwei Romane schreiben, ich kann das jedoch nicht. Der Schreibprozess selbst dauert meist nicht allzulange. Doch dann beginnt für mich die eigentliche Arbeit: das Überarbeiten. Ich brauche nach dem Beenden eines Textes immer einige Zeit Abstand davon, bevor ich ihn überarbeite. Denn sonst bin ich völlig betriebsblind. Da ich hierfür nun auch einige richtig tolle Betaleser gefunden habe, konnte ich den Text noch mal verbessern. Manchmal habe ich gar keine Lust mehr, einen Text anzusehen, wenn ich ihn schon hundert Mal gelesen habe. Doch das ging mir hier nie so. Ich kann immer noch über Vincent schmunzeln beim Lesen. Und dank meiner tollen Betaleser kann ich auch über meine eigenen Fehler lachen. Zum Beispiel hat mir eine den Fehler herausgefischt, der anstatt seines Hauses den armen Leonard als quadratisch beschrieb. Oder Vincent ist in einem Satz in seinem Zimmer, im nächsten steht er vor dem Haus und dann ist er plötzlich in der Küche, ohne dass er sich irgendwie bewegt. Das passiert, wenn die Autorin beim Schreiben einschläft. Aber viel mühsamer zu beheben sind natürlich inhaltliche Fehler oder Unzulänglichkeiten. So passen jetzt einige Szenen im ersten Teil nicht mehr zum zweiten. Dafür habe ich mir jetzt eine genaue Timeline erstellt.
Ich habe keine Checklist, die ich beim Überarbeiten durchgehe, aber ich stelle mir dabei immer wieder dieselben Fragen:
Ist die Handlung durchgängig logisch? Solange noch irgendetwas unlogisch ist oder der Plot nicht zusammenpasst, brauche ich gar nicht mit der Stilkorrektur anzufangen. Wichtig ist mir auch, dass die Figurenentwicklung stimmig ist. Gibt es Wiederholungen, die ich streichen kann? Wo fehlen noch Szenen und Übergänge?
Könnte ich die Szene noch besser gestalten, noch mehr herausholen, den Konflikt noch verschärfen? Die Figuren noch besser charakterisieren? Gibt es Punkte in der Handlung, die ich dramatischer gestalten möchte?
Bei einem historischen Roman sind da dann oft auch noch Recherchelücken und die meisten habe ich stopfen können, dank der tollen Bücher, die ich gefunden habe.
Wenn ich diese ganzen Fragen geklärt habe, kommt die Stilüberarbeitung, wobei ich beides auch oft parallel mache. Da geht es dann um Wortwiderholungen, um Bandwurmsätze, darum klischeehafte Formulierungen zu vermeiden. Zu guter Letzt muss natürlich auch noch ein Korrektorat der Rechtschreibung her. In Kommasetzung bin ich leider nicht so gut, dank ständiger neuer Regeln in der Schule. Aber auch da versuche ich natürlich, mich zu verbessern und höre auf meine Betaleser. Denn nachdem ich mit den ersten Überarbeitungen durch bin, kommen die der Betaleser. Man ahnt es, und alles beginnt von vorn. Bei Sunford, habe ich jetzt drei Betaleser dabei und gerade die letzte haut mir nochmal einiges um die Ohren. Das ist im ersten Moment immer etwas schmerzhaft, aber dann lernt man viel daraus und der Text soll ja besser werden. Ein Autor, der keine Kritik abkann, kann meiner Meinung nach kein guter Autor werden.
Mir ist erst gerade jetzt bewusst geworden, dass ein Text nie das Werk einer Einzelperson ist. So viel, wie mir meine Betaleserin unterstreicht, würde es wohl auch ein Lektor tun. Und was ich von anderen Autoren höre, ist es normal, wenn die halbe Seite rot schimmert, wenn das Lektorat zurück kommt.
Was außerdem das gute an Betalesern ist: sie sagen mir, ob der Text insgesamt überhaupt funktioniert, die Wendungen überraschend sind, sie überhaupt zu Ende lesen wollen. Und wenn dann jemand schreibt, dass ihm die Figuren gefallen, der Plot überrascht und ihnen der Text gefällt, ist das für mich das beste Geschenk der Welt. Das spornt mich dann an, weiter zuschreiben, oder zu überarbeiten. Das soll natürlich nicht heißen, dass der Text nach der ganzen Überarbeitung perfekt ist, denn um meine eigenen Texte perfekt zu finden, bin ich wohl zu selbstkritisch. Manchmal habe ich auch nach langer Überarbeitung noch nicht das Gefühl, dass der Text so ist, wie er sein sollte und ich lasse ihn nochmal eine Weile liegen. Doch ist es ein tolles Gefühl, wenn ich nach der ganzen Überarbeitung das Gefühl habe, dass es sich gelohnt hat.

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