Donnerstag, 19. Februar 2015

Biphobie in Gay Romance

Es gibt etwas, das mich schon länger massiv stört. Biphobie in Gay Romance. Die Ignoranz, Beleidigung oder die Existenzabsprechung von bisexuellen Menschen. Man findet nur sehr wenige bisexuelle Figuren in Gay Romance Büchern. Das liegt natürlich auch daran, dass bisexuelle Menschen generell weniger sichtbar sind als homosexuelle. Es gibt nur sehr wenige als bisexuell geoutete prominente Männer. Für Frauen scheint das immer noch einfacher zu sein. Und wenn beispielsweise ein Schauspieler erst nur mit Frauen zusammen war und dann mit einem Mann, dann muss er schwul sein und seine Ex-Freundin muss einem leid tun, weil sie offenbar nichts gemerkt hat. In den Medien wird es häufig so dargestellt, als gäbe es nur entweder oder und das ist gleichbedeutend mit der völligen Ignoranz gegenüber Bisexualität. Dass das auch in Gay Romance auftritt, die ja eigentlich tolerant und offen sein sollte, stört mich irgendwie besonders.
Es gibt häufiger den Plot, dass sich ein Mann plötzlich das erste Mal in einen anderen Mann verliebt und erkennt, dass er schwul ist. Das ist an sich natürlich nicht verkehrt und kommt so sicherlich auch häufig in der Realität vor. Was mich dann daran stört ist, dass es fast nie so ist, dass dieser Mann dann zu dem Schluss kommt bisexuell zu sein. Alle vorherigen Beziehungen zu Frauen müssen automatisch herabgewürdigt werden, weil ihm klar wird, dass er sie nie wirklich geliebt hat. Das kann natürlich vorkommen, klar. Es gibt sicher Menschen, die sich erst spät eingestehen können, homosexuell zu sein. Aber warum muss es immer so sein und warum muss dann der erste männliche Partner dann die Liebe des Lebens sein? Klar, es ist Romance und da ist alles etwas übertrieben dargestellt. Doch ich finde das einfach unrealistisch, dass man sich im Leben nur ein einziges Mal richtig verliebt und dann ewig zusammen bleibt. Die wenigsten Menschen haben so ein Glück.  Man könnte es genausogut so darstellen, dass die vorherigen Beziehungen zu Frauen auch schön waren aber nicht funktioniert haben, ohne dass es etwas mit der Sexualität zu tun haben muss. Besonders stört es mich, wenn die Ex-Freundin dann eine totale Zicke ist und alle Frauen im Buch total durchgeknallt. Dabei werden diese Bücher ja hauptsächlich von Frauen geschrieben.
Der erste Sex mit einem Mann muss dann natürlich auch viel besser sein als alles vorher. Wie gesagt, an sich ist das sicher etwas, dass so auch vorkommt, mich stört es nur, dass es eigentlich immer so dargestellt wird.
Ich habe schon einmal etwas über "gay for you" geschrieben und gesagt, dass sich meine Meinung dazu etwas geändert hat. Was mich daran nur stört ist eben, die Darstellung, dass es nur hetero und homosexuell geben kann. Aber es gibt nicht nur die Ignoranz gegenüber Bisexuellen sondern teilweise sogar Beleidigungen gegen sie. Ich habe gestern ein Buch angefangen, in dem eine Figur sagt, dass jemand sich entscheiden muss. Bisexuell zu sein wurde als total schlimm dargestellt, als wäre das etwas Abartiges. Das hat mich so aufgeregt, dass ich das Buch fast an die Wand geworfen hätte. Und das war nicht das erste Mal, dass ich so etwas in der Art gelesen habe.
Dabei sind fast alle Autorinnen von Gay Romance, die ich kenne selbst bisexuell. Aber offenbar bleiben immer noch genug, die damit ein Problem haben.
Ich habe damit zwar keine persönliche Erfahrung aber ich habe schon öfter gehört, dass es auch in der LGBT-Comunity häufiger Biphobie gibt. Dabei sollte es doch gerade so sein, dass man hier jegliche Sexualität anerkennt. Gay Romance propagiert, dass es für schwule Männer Happy Ends geben kann. Es wäre schön, wenn man öfter lesen könnte, dass es auch für Bisexuelle Happy Ends geben kann. Ich sehe wirklich keinen Grund, warum man darin anderen Menschen ihrer Sexualität absprechen sollte. Denn genau das passiert, wenn Bisexualität als nichtexistent und schlecht dargestellt wird.
Ich versuche eigentlich immer, eine bisexuelle Figur in meine Texte einzubauen, wenn es sich anbietet. Denn bisexuelle Menschen wollen genauso repräsentiert werden, wie andere. Sexualität ist nicht immer ein entweder oder sondern eine Skala und da gibt es genauso komplett homo, komplett hetero, wie komplett bi oder 80 % homo und ein bisschen hetero.

Freitag, 13. Februar 2015

Schreibupdate

Manchmal hat man als Autor Figuren, Szenen oder Plots, die man einfach nicht retten kann, weil sie so nicht funktionieren, wie man sie sich überlegt hat. Manchmal braucht man nur etwas Zeit, um doch noch eine Lösung zu finden. Manchmal braucht man einen Geistesblitz. Manchmal hilft aber auch nur ein fremder Blick, etwa von anderen Autoren. Daher finde ich es so unheimlich hilfreich, sich Autorenforen online oder als Gruppe mit regelmäßigen Treffen zu suchen. Mein Autorenforum hat mir nicht nur unheimlich viel über die Buchbranche und das Schreiben allgemein beigebracht, ich finde da auch fast immer einen Rat, wenn ich mal nicht weiter weiß. Und natürlich sind Testleser ganz wichtig, die den Text auseinandernehmen, Logiklücken aufdecken, einem Sagen, ob der Text überhaupt funktioniert.
Ich musste jetzt einsehen, dass ich bei "Bis ich dich vergesse" ziemlich viel werde umschreiben müssen, damit der Text funktioniert. Es war ein Text, den ich nie wirklich für eine Veröffentlichung vorgesehen hatte. Ich habe lange daran geschrieben, weil mir die Themen des Buches zu der Zeit gerade sehr wichtig waren. Aber damit Leser den Text so verstehen, wie ich ihn gemeint habe, müsste ich daran einiges verändern. Das werde ich sicherlich irgendwann noch einmal machen. Im Moment liegt das Projekt aber erstmal auf Eis. Denn ich habe gerade mehr Lust etwas Neues zu schreiben bzw. habe noch andere Texte, die ich noch beenden möchte.
Einer davon firmiert bisher unter dem Arbeitstitel "Jannik" und ist schon so halb fertig. Mir fehlt nur noch der richtige Plottwist, damit die Geschichte funktioniert. Und diesmal möchte ich richtig plotten, bevor ich schreibe. Denn ich habe gerade gemerkt, dass ich mir damit eine Menge Arbeit ersprare, auch wenn ich vermutlich immer eher ein Bauch- als ein Plotschreiber bleiben werde.
Außerdem habe ich große Lust noch einmal etwas historisches zu schreiben, warte da aber noch auf den richtigen Plot. Immer wenn ich einen Text beendet habe, bekome ich eine merkwürdige Phase, in der ich noch etwas an dem alten Text und den Figuren hänge und es schade finde, dass er nun fertig ist  - und mich gleichzeitig nicht recht entscheiden kann, was ich als nächstes schreibe. Dann kommen mir oft viele Ideen, die ich dann erstmal notiere. So habe ich mittlerweile eine ziemlich lange Liste mit Projekten, die ich irgendwann schreiben möchte. Aber dafür wird meine Lebenszeit vermutlich nicht ausreichen. Oder ich müsste lernen, viel viel schneller zu schreiben.
Im Moment schwanke ich zwischen einem Spin-off zu "Patrick", wobei es wenig sinnvoll wäre, diesen vor dem Haupttext zu veröffentlichen, einer Fantasy-Erotik-Novelle oder dem wiederaufleben eines vor einer Ewigkeit begonnenen Fantasyromans.

Please like me - Serienrezension

Als Joshs Freundin mit ihm Schluss macht, sagt sie ihm, dass er doch sowieso schwul sei. Da ist Josh das selbst noch gar nicht bewusst. Er hat vielmehr mit seiner depressiven Mutter zu kämpfen, die versucht hat, sich umzubringen. Sein Vater hat die Familie verlassen und eine neue koreanische Freundin, die sich nicht entscheiden kann, ob sie es ernst mit ihm meint. Sein bester Freund ist ein total verplanter Kerl, der nie bei der richtigen Frau landet. Als Josh jedoch den gutaussehenden Geoffrey kennen lernt, merkt er, dass seine Ex-Freundin recht hatte. Sein Coming-out ist auch gar keine so große Sache.
Als seine Mutter aus der Psychatrie entlassen wird, muss er sich um sie kümmern und wieder zu Hause einziehen. Nebenbei muss er sich entscheiden, ob Geoffrey wirklich der richtige ist. Sieht er nicht viel zu gut aus für ihn? Josh hält nicht viel von seinem eigenen Aussehen. Tatsächlich sieht Josh Thomas älter aus, als er ist und man kauft ihm die 21 schwer ab, die er mit Ende zwanzig dastellt. Josh Thomas hat auch selbst das Drehbuch geschrieben und man könnte sagen, dass er sich selbst spielt. Josh Thomas Mutter war tatsächlich depressiv und sein bester Freund in der Serie ist es auch in echt. Lediglich Debra Lawrance als "mum" und Caitlin Stacey als Freundin sind erfahrene Schauspieler. Aber das merkt man der Serie ansonsten nicht an.
Was die Serie aber so besonders macht ist vielleicht gerade die  Authentizität. Josh zeigt seine nur halb erfundene Figur mit all ihren Unsicherheiten und Schwächen. Die Figuren erscheinen nie klischeehaft. Die Unsicherheit bei der Partnersuche, bei der Jobsuche, der Identitässuche, das wirkt alles sehr realistisch.  
Die Darsteller sind überzeugend und das Drehbuch hält die richtige Balance zwischen Komik und ernsten Szenen. Man merkt, wie wichtig Josh das Thema psychische Erkrankungen ist und er behandelt es auf respektvolle Weise. Die Schwere der Erkrankung wird nie herabgespielt aber trotzdem die gewisse Komik etwa des Psychatriealltags dargestellt. Die Freunde, die Josh umgeben und potentiellen Partner sind alle liebenswert und gleichzeitig schrullige Außenseiter.
Please Like me ist eine wunderbare australische Coming-of-age Serie, die es verdient hat, ein größeres Publikum zu bekommen. In Australien ist Josh Thomas bereits ein bekannter Comedy-Star.
Gerade wird die dritte Staffel der Serie gedreht und ich bin schon sehr gespannt darauf. Leider bekommt man sie auf DVD nur im Export, aber hoffentlich ändert sich das bald.

Rezension: Das Faustus-Insitut von Tim Spohn


Ich durfte diesen Roman von Tim Spohn testlesen, deshalb fällt es mir etwas schwer, darüber eine objektive Rezension zu schreiben. Aber da ich ihn unbedingt empfehlen möchte, muss ich einfach etwas dazu schreiben.
Noah glaubt, dass er verflucht ist, denn alle Menschen, die ihm nahestanden - seine Eltern, seine beste Freundin, sein erster Freund – starben bei seltsamen Unfällen. Deshalb lässt Noah niemanden mehr an sich heran und lebt ein einsames Leben in Berlin. In seinem Spieleladen taucht plötzlich der gutaussehende Lucas und die kühle Lis auf. Als sie dann auch noch bei seiner Arbeit im Callcenter erscheinen, fühlt Noah sich verfolgt. Ein Wesen wie aus alten Mythen ist hinter ihm her und Noah und Lucas können ihm gerade noch entkommen. Es stellt sich heraus, dass Lucas und Lis vom Faustus-Institut geschickt wurden, um Noah zu beschützen, denn das war nicht das einzige Wesen, das hinter ihm her ist. Eine mächtige Dämonin hat es auf ihn abgesehen.
Bald muss Noah sich nicht nur damit auseinandersetzen, dass es solche Wesen wirklich gibt, er merkt auch immer mehr, dass er Gefühle für Lucas entwickelt und ihn viel zu nahe an sich heranlässt. Um der Dämonin zu entkommen und wieder Freundschaften zulassen zu können, muss Noah dem Geheimnis seines Fluchs auf die Spur kommen.
Der Debut-Roman von Tim Spohn bietet unterhaltsame Urban Fantasy mit interessanten Figuren. Sein Stil liest sich sehr flüssig aber nie zu einfach. Noah ist eine interessante, innerlich zerrissene Figur und ich bin gespannt, wie er sich in den Fortsetzungen noch entwickeln wird. Der Roman ist als Reihe angelegt und so liest er sich als ein typischer Anfang einer längeren Geschichte.
Es gibt einige überraschende Wendungen im Plot. Meine einzige Kritik ist, dass die Spannung in der Mitte etwas nachlässt und erst am Ende richtig Fahrt aufkommt. Wer gerne Gay Romance mit einem richtigen Plot liest, ist hier richtig. Es ist hier eher so, dass die Liebesgeschichte (noch) nicht im Vordergrund steht, und das fand ich mal ganz erfrischend. Man liest leider selten abseits des Romance-Genre Fantasy, in denen die Figuren einfach zufällig schwul sind. Daher dürften auch Leser die keine Romance lesen gefallen am Roman finden. Insgesamt ein gelungenes Debut, auf dessen Fortsetzung ich gespannt warte.