Samstag, 1. November 2014

Benjamins Gärten von J. Walther

J. Walther aka Jana Walther gehört zu den Autoren, die schon ewig auf meiner Leseliste stehen. Jetzt bin ich endlich dazu gekommen, ihren kurzen Roman Benjamins Gärten zu lesen. Zunächst erschien er im Verlag, jetzt in überarbeiteter Version im Selfpublishing.
Das Cover zeigt einen Garten mit einer Hängematte. Das passt sehr gut zur Stimmung der Geschichte.
Nach dem Tod seiner Eltern lebt der neunzehnjährige Benjamin allein in deren Haus auf dem Land. Was er mit seiner Zukunft anfangen will, ist ihm noch gänzlich unklar. Er lebt im Augenblick und in der Vergangenheit, muss sich erstmal mit dem Tod seiner Eltern auseinandersetzen, bevor er weiter gehen kann. Und er trifft Marek, der eine alte Villa in der Nähe gekauft hat, um sie wieder zu verkaufen. Es entwickelt sich etwas zwischen den beiden, eine Beziehung kann man es nicht nennen. Denn Marek entzieht sich Benjamin immer wieder, verschwindet ohne sich zu verabschieden, taucht plötzlich wieder auf. Redet kaum über sich, sie beide reden nicht über ihre Beziehung. Das ist ein Muster, das in Benjamins Leben immer wieder vorkommt, die Sprachlosigkeit zwischen ihm und seinem Vater, mit seiner ersten Affäre. Manchmal geht es einem schon auf die Nerven, wenn Benjamin es nicht schafft, einmal zu sagen, was er möchte. Er bleibt seltsam unnahbar. Erst gegen Ende findet er langsam seine Stimme, stellt endlich einmal Forderungen, probiert Neues aus. Aber es ist nicht unbedingt die Handlung, die den Roman lesenswert macht. Passieren tut eher wenig, es spielt sich mehr in den Figuren ab. Vielmehr ist es eine Momentaufnahme eines Sommers und Herbstes, der Gärten, in denen Benjamin sich aufhält. Es ist eine ganz besondere Stimmung, die hier eingefangen wird, ein wenig nostalgisch, traumhaft, eine ganz eigene Welt. Das besondere an diesem kurzen Roman ist Jana Walthers Stil. Es ist ein sehr klarer, präziser Stil, jedes Wort ist genau richtig, keines zu viel. Nur wenige Autoren beherrschen es, gleichzeitig so anspruchsvoll und klar schreiben zu können. Wenn man ein Buch von der Autorin aufschlägt, muss man sich darauf einlassen, anspruchsvolle Literatur zu lesen. Ich habe das in kleinen Dosen getan, da ich nach jeder Passage diese wunderbare Sprache in mich aufnehmen wollte.
Teilweise gibt es etwas zu viele Wiederholungen in der Handlung. Aber da der Text so kurz ist, ist das nicht weiter schlimm. Ich bin jedenfalls gespannt auf das nächste Buch von der Autorin. Leider hat sie angekündigt, erstmal keine weiteren Romane schreiben zu wollen. Das ist schade, aber Benjamins Gärten sehe ich auch eher als Novelle. Kürzlich erschien von ihr Nur eine Frage der Liebe.
Also vielleicht erfreut uns die Autorin ja doch noch mit neuen kürzeren Texten.

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