Sonntag, 31. März 2013

Ich habe fertig, oder: jetzt fängt die Arbeit an

Früher als ich gedacht hatte, bin ich also fertig, mit Patrick. Es sind 260 Seiten geworden, ich hatte mit  250 gerechnet. Meistens ufern meine Texte ja ziemlich aus und werden noch viel länger. Aber dieser Text brauchte genau diese Länge. Aber wie der Titel schon sagt, jetzt fängt die eigentliche Arbeit erst an, das Überarbeiten. Das Schreiben macht ja meistens viel mehr Spaß, die ersten beiden Überarbeitungen gehen meistens auch noch. Bei mir werden es aber immer mindestens zehn Überarbeitungen, bevor ich einen Text veröffentliche. Da heißt es, Betaleser suchen (eine habe ich schon), deren Kommentare umsetzen, wieder Betaleser suchen, Text ausdrucken, anstreichen. Szenen neu schreiben, ergänzen, streichen. Bis man dann den Text gar nicht mehr sehen mag. Aber so weit bin ich mit Patrick noch nicht. Da werde ich mich erstmal eine Weile freuen, dass ich es geschafft habe. Es wird also noch eine Weile dauern, bis ihr den Text zu lesen bekommt. Erstmal wird sich zeigen, ob meine Betaleser ihn übrhaupt für lesbar halten.
Ein Gutes hat es jedenfalls, einen Text abzuschließen. Das macht zwei Personen weniger in meinem Kopf. Das klingt jetzt ziemlich verrückt, aber es ist wirklich so. Figuren, deren Geschichte ich noch nicht erzählt habe, nerven mich in den unmöglichsten Sitatuionen damit, dass ich das doch endlich tue. Wenn ich einen Text abgeschlossen habe, denke ich kaum noch an ihn, manchmal vergesse ich sogar, dass ich den Text geschrieben habe. Das wird mir mit "Patrick" sicher nicht passieren, habe ich doch eineinhalb Jahre mit ihm verbracht. Und jetzt sage ich: zieh deiner Wege, was du jetzt aus deinem Leben machst, geht mich nichts mehr an. Das können sich dann die Leser irgendwann ausmalen.

Samstag, 16. März 2013

XXY - Filmrezension

Ein argentinischer Film, der so eigentlich überall spielen könnte. Denn er nimmt sich eines Themas an, bisher kaum filmisch oder literarisch behandelt wurde. Das Schicksaal von Menschen, die zwischen den Geschlechtern stehen. Alex, fünfzehn Jahre alt, hat das Gesicht eines hübschen Mädchens, mit wilden schwarzen Locken, benimmt sich aber mit ihrem schlaksigen Gang und ihrer rotzfrechen Art nicht sehr feminin. Mit ihren Eltern wohnt sie in einem abgeschiedenen Fischerort. Ein Paar kommt zu Besuch, mit ihrem pubertierenden Sohn Alvarez. Den fragt Alex bei ihrer ersten Begegnung gleich, ob er nicht mit ihr schlafen wolle, sie hätte es nämlich noch nicht getan. Alvarez ist irritiert und fasziniert von dem spröden Mädchen. Er trottet ihr hinterher durch den Ort, mit seinen Kopfhörern versunken in seiner eigenen Welt und ziemlich tollpatschig. Was mit Alex los ist, wird zunächst nur angedeutet, durch Puppen, die sie mithilfe von Zigarettenstummeln mit einem Penis versieht und den Büchern, die sie liest. Medikamente, die sie nicht mehr nimmt. Alex ist intersexuell und scheint alle möglichen Geschlechtsmerkmale von Mann und Frau zu besitzen. Ihre Eltern machen sich Sorgen und wissen nicht, was das Richtige ist. Der Mann, den die Mutter eingeladen hat entpuppt sich als Chirurg, der Erfahrung mit geschlechtsangleichenden Operationen hat. So repräsentiert das Paar die Gesellschaft, die Druck ausübt, alles der Norm anzupassen. Der Vater, zu dem Alex eine engere Beziehung zu haben scheint, als zur Mutter, hat jedoch mehr Verständnis und lehnt die Operation ab. Die beiden Jugendlichen und die Erwachsen leben jeweils in ihrer eigenen Welt und kommunizieren kaum miteinander. Alex, die immer einen Spruch parat hat, ist eigentlich selbst zutiefst verunsichert und verletzlich. „Sie“ überrumpelt Alvaro schließlich mit Küssen und schläft mit ihm, wobei „sie“ oben ist. Der Vater hat sie beobachtet und Alex läuft erst Mal weg. Dann taucht noch ihr eigentlich bester Freund wieder auf, dem sie bei einem Streit die Nase gebrochen hatte und Alvaro, der sich eingestehen muss, dass ihm der Sex eigentlich gefallen hat, versucht Alex näher zukommen, sie entzieht sich jedoch allen und glaubt nicht, dass sie jemand versteht.

Mittwoch, 13. März 2013

Buchrezension: Des Teufels Maskerade und Fortunas Flug von Victoria Schlederer

Des Teufels Maskerade, das Buch mit dem Victoria Schlederer 2009 den Heyne-Wettbewerb zu einem Fantasyroman gewonnen hat, stand schon lange auf meiner Leseliste. Wien und Prag im neunzehnten Jahrhundert, Fantasy, Krimi und das mit einer bisexuellen Hauptfigur. Mehr brauchte ich nicht zu wissen, um neugierig zu werden.
Baron Dejan Sirco liebt Autorennen, bei denen er nie gewinnt, er lebt zusammen mit einem Geist namens Lysander, der in einen Otter gefahren ist in Prag und wird bald in das größte Abenteuer seines Lebens hineingezogen. Als Ermittler in okkulten Angelegenheiten hat er schon einiges erlebt, doch nun ist es ausgerechnet sein ehemaliger Freund Graf Felix Trubic, der ihn beauftragt. Dass sie sich vor Jahren nach einem beinahe tödlichen Duell getrennt haben, erleichtert ihre Zusammenarbeit nicht unbedingt. Erst gegen Ende wird Licht in ihre komplizierte Beziehung und ihre gemeinsame Geschichte gebracht. Doch als es darum geht, Felix' Leben vor einem unbekannten Feind zu schützen, tun Dejan, Lysander und ihr Gehilfe Mirko alles, um Felix zu retten. Das Besondere an diesem Roman ist die Sprache, die Victoria Schlederer aus Romanen jener Zeit abgeschaut hat. Lange verschachtelte Sätze, altmodische Wörter und schlagfertige Dialoge.

Dienstag, 12. März 2013

"Get Real" Filmrezension

Der 16-jährige Steven hat seit er 11 ist, keine Zweifel über seine sexuelle Orientierung. Jedoch weiß nur seine gute Freundin und Nachbarin Linda Bescheid. Im Park trifft er sich heimlich mit Männern. Dort begegnet er zu seiner Überraschung eines Tages dem Schwarm der Schule, dem gutaussehenden Sportler Jon. Dieser ist unsicher und verheimlicht sein Schwulsein. Dennoch kommen er und Steven sich näher und verlieben sich. Aber während Jon immer mehr Angst bekommt, jemand könnte etwas herausfinden, ist Steven das Versteckspiel leid. Der Film behandelt zwar ein ernstes Thema, und die Ängste und Sehnsüchte der Protagonisten sind spürbar dargestellt, dennoch gibt es haufenweise witzige und sehr direkte Dialoge. Kaum wird es dramatisch, darf es auch wieder lustig sein. Trotzdem sind die Figuren sehr glaubhaft dargestellt, sogar die weiblichen Nebenrollen. Besonders Ben Silverstone ist überzeugend in der Hauptrolle. Ein herausstechender Film unter den coming-out und coming-of-age Geschichten der 90er.


GB 1998
Regie: Simon Shore, Theaterstück und Drehbuch: Patrick Wilde
Darsteller: Ben Silverstone, Brad Gorton, Charlotte Brittain
DVD-Extras: Interview mit Regisseur, Trailer

"Boy Culture" Filmrezension

2007
Regie: Q. Allan Brocka
Darsteller: Derek Magyar, George Jonson, Patrick Bauchau, Jonathon Trent

X ist Callboy und mag seinen Job. Denn er mag Sex ohne Verpflichtungen. Nähe zu anderen Menschen kann er nur schwer zulassen. Wer nach dem Cover urteilt und viel Erotik erwartet, wird jedoch enttäuscht. Boy Culture dreht sich um die Beziehungen dreier WG-Bewohner, neben X sind da noch der Afroamerikaner Andrew, seine Ansichten über Beziehungen sind eher konservativ. Bei seinen Eltern hat er sich noch nicht geoutet und One-Night-Stands kommen für ihn nicht in Frage. Das krasse Gegenteil: Joey, noch nicht volljährig passen die anderen auf ihn auf. Quirlig, aufgedreht und grell und eine irre lange Zunge. Beide sind hoffungslos in X verliebt. Joey ist für X noch ein Junge, seine Gefühle für Andrew kann er nicht ausdrücken. Auch kommt für Andrew eine Beziehung nur in Frage, wenn beide treu sind, und X will nicht auf seinen Job verzichten. Eine Nebenhandlung ist Xs Bekanntschaft mit einem älteren Mann (Patrick Bauchau), der ihn nur dafür bezahlt, ihm Gesellschaft zu leisten. Ein interessanter Charakter, der am Ende noch für einige Überraschungen gut ist und der X dazu bringt, sich zu öffnen und ein wenig Nähe zuzulassen. Boy Culture wechselt zwischen komischen und ernsten Momenten; die Freundschaft der Männer, die sie fast schon zu einer Familie werden lässt, in der sich alle umeinander kümmern ist das Besondere an diesem Film. Kein Meisterwerk in der Ästhetik, aber insgesamt hebt sich der Film von anderen Indieproduktionen mit mittelmäßigen Schauspielern und schwächelndem Drehbuch positiv ab. Besonders Jonathon Trent (Joey), als straighter Schauspieler überzeugt. Ich empfehle das Interview mit ihm anzusehen, in dem er berichtet, wie er sich in die Rolle eingefühlt hat und wie er selbst noch Vorurteile abgebaut hat, als er das erste Mal Kontakt zur schwulen Community hatte. Wenn man sieht, wie er in Wirklichkeit ist, sieht man erst, wie gut er spielt. (Abgesehen davon, dass er auch recht gut aussieht).

Montag, 11. März 2013

Recherchieren über die Viktorianer


Dass ich hier schon länger nichts geschrieben habe, liegt daran, dass ich umgezogen bin und eine Weile kein Internet hatte und auch wenig Zeit. Ich habe zwar immer noch wenig Zeit, aber dass heißt nicht, dass ich nicht schreiben würde. Mit der Überarbeitung von "Patrick" geht es mehr oder weniger stetig vorwärts und meine viktorianische Liebesgeschichte bekommt auch immer mehr Gestalt. Ich habe schon immer mehrere Projekte parallel geschrieben, so kann ich wechseln, wenn ich bei einem gerade nicht weiterkomme. Einmal habe ich schon erwähnt, dass ich mich auf die Recherche freue, die ein historischer Text mit sich bringt. Die Recherche stellt sich jedoch als schwieriger heraus, als ich gedacht hatte. Als Quellen eignen sich die wenigen Romane aus der Zeit, Biographien und Zeitungsartikel. Es gibt sogar ein paar Sachbücher zu dem Thema. Was ich bisher noch nicht wusste war, wie groß die schwule Untergrundszene in London war und wie viel Erotik die Viktorianer produzierten, sowohl literarisch als auch in Bildform. Wenn ich mit meiner Recherche weiter fortgeschritten bin, werde ich noch ausführlicher darüber berichten. Danken möchte ich Kati, die ein wunderbares Blog über die Viktorianer betreibt. Kürzlich schrieb sie auch einen Artikel zur Homosexualität zu der Zeit hat und mich darüber hinaus beraten, wie ich weiter recherchieren könnte. Bei meiner einfach Internetsuche fand ich auch dieses kleine tumblr-Blog, das Fotografien viktorianischer männlicher Paare sammelt. Einige der Fotos sind hinreißend, andere skuril, manche Paare wirken eher wie Brüder oder Freunde, andere sind eindeutig Liebespaare: "victorian gentleman in love" eben (ich verlinke nicht direkt auf den Blog, da einige Bilder eindeutig pornografisch sind, aber nur ganz wenige). Da fragt man sich unwillkürlich, was das für Männer auf den Bildern waren, was für ein Leben sie führten, ob sie verliebt waren und was sie dazu veranlasst hat, dieses Foto machen zu lassen. Von wann die Beispiele oben sind, stand leider nicht dabei, die seltsamen Posen wirken heute etwas komisch und steif, was wohl auch an der langen Belichtungszeit damals lag.