Freitag, 18. Januar 2013
Das Ende steht immer am Anfang
Während ich bei Patrick die letzten Lücken stopfe und mich auf das Ende vorbereite, nimmt meine historische Story in England immer mehr Gestalt an. Manchmal schreibe ich drauf los, ohne genauen Plan, wie die Geschichte weitergeht. Nur das Ende kenne ich immer, aber die Mitte, das ist meistens undeutlich, bis ich dort ankomme. Bei dieser neuen Story ist es etwas anders. Ich kenne schon sehr viele Details, ganze Dialoge und Textpassagen habe ich im Kopf. Ein Notizuch hatte ich noch nie. Manchmal schreibe ich mir vor dem Schlafengehen kurz eine Szene auf. Aber das meiste behalte ich auch so. Wenn ich alles schon vorher weiß, dann fehlt mir meistens die Motivation, es auch zu schreiben. Ich bewundere Autoren, die alles bis ins kleinste Detail planen, bevor sie nur ein Wort zu Papier bringen. Das verhindert wohl, dass man in Sackgassen gerät. Aber mit ein wenig Ungewissheit erhält sich auch für mich die Spannung. So bin ich doch ganz froh, dass ich über die Nebenfiguren noch nicht weiß, wie ihr Weg genau verlaufen wird. Und ich freue mich schon sehr die ganzen Details zu recherchieren, wie ginge das besser als Literatur aus der Zeit zu lesen oder Filme zu schauen? Nicht, dass eine Ausrede nötig wäre, um Downtown Abbey zu gucken oder Thomas Hardy zu lesen.
"The Secret Diaries of Miss Anne Lister" Filmrezension
Im England zur Zeit der industriellen Revolution gab es nicht nur
Frauen, die Jane Austen-mäßig darauf warteten, den richtigen Mann
abzubekommen. Nein, es gab auch eine Frau, die sich aktiv nach einer
Partnerin umgesehen, und über ihr aufregendes Leben vier Millionen
Wörter umfassende Tagebücher geführt hat. Diese Tagebücher stellen die Frauen zu jener Zeit in einem ganz anderen Licht dar, einem authentischeren.
Der Film begleitet Annes Leben, ihre Beziehung zu der schönen
Mariana, die ihr verspricht, mit ihr zusammenzuziehen, dann aber doch
Angst vor sozialer Ausgrenzung hat. Anne widmet sich der Literatur und
Wissenschaft, sie möchte eine selbstständige Frau bleiben und kleidet
sich immer mehr wie ein Mann, auch wenn sie keine Hosen trägt. Geschickt
versteht sie es, die von ihr in der Kirche ausgespähten Frauen zu
verführen. Dabei geht sie wohl kalkuliert vor, und der Besitz der Frauen
ist ihr wichtiger, als deren Charakter.
Der Film ist unterhaltsam, die Schauspieler machen ihre Sache gut,
wenn auch nicht herausragend. Wer immer mal einen Empire-Kostümfilm mit
toughen Frauen sehen wollte, ist hiermit gut bedient. Leider hat der
Film aber auch einige Längen und verläuft teilweise vorhersehbar. Auch
bleiben die Nebenfiguren recht unscharf, und Annes wirtschaftliche
Investitionen kommen nur am Rande vor.
Ein Plus auf der DVD ist die Dokumentation über Anne Lister und die
Entdeckung ihrer Tagebücher, die erst in den 80er Jahren veröffentlicht
werden durften. Sicherlich eine äußerst interessante Lektüre.
Ausführlich hat sie ihre Liebesaffären seit ihrer frühen Jugend
festgehalten. So hatte sie ihre erste sexuelle Beziehung bereits im
Alter von 13 Jahren im Mädcheninternat zu einer Halbinderin. Diese
Episode hätte vielleicht einen interessanteren Film abgegeben, dürfte
aber wohl aus Kinderschutzgründen nicht verfilmt werden. Wer hätte gedacht,
dass die Gesellschaft damals sogar romantische Beziehungen zwischen
Frauen akzeptierte, solange sie dann irgendwann einen Mann heirateten.
Am Ende bleibt der Eindruck, dass Annes Leben weitaus spannender war,
als es dieser Film darzustellen vermag.
Ich bin auf jeden Fall begeistert, wie viele Filme die BBC über historische lesbische Geschichten bereits realisiert hat.
Regisseur: James Kent
Drehbuch: Jane English
Darsteller: Maxine Peake, Anna Madeley
Drehort: England
EXCLUSIVE: Secret Diaries of Miss Anne Lister... von shelbythrasher1
Dienstag, 1. Januar 2013
"Plan B" Filmrezension
Dass seine Freundin ihn verlässt und sofort mit einem neuen Mann zusammen ist, nimmt Bruno schwer. Deshalb fasst er den Plan, sich an seiner Ex zu rächen, indem er ihr den Freund ausspannt, denn der hat erwähnt, dass er bisexuell ist. Bruno ist ein Student Mitte zwanzig, ohne festen Plan lebt er in Buenos Aires und scheint sein Leben nicht sehr ernst zu nehmen. Sein Ziel, der gutaussehende Pablo ist ein ruhigerer Typ. Erstaunlich einfach gelingt es Bruno, eine Freundschaft zu ihm aufzubauen, ohne dass Pablo ahnt, um wen es sich bei Bruno handelt.
Brunos Rachegelüste geraten immer mehr in den Hintergrund, je besser er Pablo kennen lernt. Die beiden brauchen lange, bis ihnen ihre Gefühle füreinander bewusst werden, besonders Bruno, für den das ganze eigentlich nur ein Spiel sein sollte. Wie sie Tricks brauchen, um sich zu küssen und nicht offen miteinander reden können, ist sehr realistisch dargestellt.
Man muss die beiden lieben, wie sie immer wieder ihre Gefühle füreinander ignorieren. Oft lese ich Geschichten, in denen ein heterosexueller Mann plötzlich schwul wird und dann auch noch sofort im Bett mit dem Love Interest landet. Dass das hier einmal nicht der Fall ist und auch so unaufgeregt dargestellt ist sehr erfrischend.Visuell ist dem Film das Indiependent-Kino anzusehen, der Zuschauer muss sich auf diese Ästhetik einlassen, aber wenn man das tut, entfalten die Story und die Figuren ihre Reize.
Am Ende ist der Film zwar zuckersüß, aber durchweg nicht kitschig.
Regie: Marco Berger
Darsteller:
Manuel Vignau, Lucas Ferraro
Drehort: Argentinien
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