Samstag, 30. November 2013

Der Adventskalender ist da!

Heute ist der 1. Advent und damit öffnet sich auch der Adventskalender auf boyboy, den es jetzt schon seit Jahren gibt und auch dieses Jahr sind wieder viele weinhachtliche zuckrige Geschichten und Bilder drin. Natürlich auch eine Geschichte von mir und ich weiß selbst nicht, hinter welcher Tür sie erscheinen wird, also lohnt es sich, jeden Tag reinzugucken. Ich bin immer wieder begeistert, dass so viele Texte dafür schreiben und es trotz Panik, ob er auch voll wird, es jedes Jahr wieder klappt und die Organisatoren sich solche Mühe damit machen.

Samstag, 2. November 2013

Maurice von E. M. Forster

Vor einigen Jahren habe ich die Verfilmung des Buches gesehen und war nicht wirklich begeistert. Damals war mir auch noch nicht so sehr bewusst, welche Bedeutung das Buch und der Film hatten. Eine schwule Liebesgeschichte Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, mit einem Happy-End. So etwas gibt es ja sonst sehr selten. Aber immer noch ist der Film in meiner Erinnerung trotz Hugh Grant in einer der Hauptrollen keiner der besseren Queerfilme. Denn für meinen Geschmack ist der ästhetische Stil des Films zu sehr eine Ästhetik der Achtziger, sehr distanziert von den Figuren.
Nun, da ich auch das Buch gelesen habe, gefällt mir dieses weitaus besser, wie es ja oft der Fall ist, wenn sich innere Entwicklungen schelcht in Filmsprache übermitteln lassen.
Maurice  ist ein ganz normaler Internatsschüler, von gelegentlichen Schwärmereien für Mitschüler einmal abgesehen. Forster beschreibt ihn in allem als mittelmäßig und unauffällig. Dann kommt Maurice zum Studieren nach Cambridge. Er freundet sich rasch mit dem intelligenten Clive an, und bald verbindet sie eine tiefe Freundschaft. Clive, der sich mit Philosophie und Literatur beschäftigt, ist sich seiner Neigung zu den "Griechen"  schon länger bewusst. Er gesteht Maurice seine Liebe, doch dieser obwohl er schon weiß, dass er Clive ebenfalls liebt, reagiert zunächst schockiert. Damals war Homosexualität nicht nur ein Tabu, es hätte zum gesellschaftlichen Ausschluss geführt, hätte jemand davon erfahren. Doch Maurice und Clive finden schließlich zueinander, wenn sie sich auch körperlich nie wirklich nahe kommen. Für Clive ist die platonische Liebe die höchste Form. Über Jahre besteht diese intensive Freundschaft, bis Clive plötzlich meint, dass er Maurice nicht mehr liebt und eine Frau heiratet.


Maurice ist tief verletzt und kann Clives Abweisung lange nicht akzeptieren. Erst allmählich wird ihm bewusst, dass seine Beziehung zu Clive nie das war, was er sich erträumt hat. Er hofft, er könnte ebenso wie Clive auch Frauen lieben, wenn er sich von einem Hypnotiseur behandeln lässt.
Erst die Erfahrung der körperlichen Nähe zu einem einfachen Wildhüter lässt Maurice erkennen, dass mit ihm nichts falsch ist und dass es für ihn möglich ist, eine glückliche Beziehung mit einem Mann zu führen.
Es ist dieses glückliche wenn auch recht offene Ende, dass das Buch so besonders macht. Zur damaligen Zeit wäre es undenkbar gewesen, dieses Buch zu veröffentlichen, so dass es erst nach Forsters Tod an die Öffentlichkeit kam. Es ist also ein Buch, das Foster zunächst für sich selbst schrieb. Ein wenig meint man es ihm anzumerken. Forsters Stil ist etwas weniger ausgereift als in seinen anderen Werken, er verfügt jedoch über ein Talent, die inneren Wandlungen seiner Figuren nachzuzeichnen, dass man sie sich plastsisch vorstellen kann. Maurice ist nicht unbedingt der sympatischte Protagonist. Nicht überaus intelligent, er hat keine großen Ambitionen für sein Leben, er behandelt seine Mutter und seine Schwester nicht immer gut und blickt auf die unteren Klassen herab. Damit ist er aber auch eine realistische Figur für seine Zeit. Clive ist am Ende der, der sich selbst verleugnet, der als langweiliger Gutsherr dasteht, der seine Frau nicht liebt und nie begreift, dass er mit Maurice eine erfüllte Beziehung hätte führen können.
Das Buch ist ein Schlag gegen die damaligen Moralvorstellungen und ein Plädoyer, sich sein Glück zu nehmen, auch wenn es bedeutet mit allen gesellschaftlichen Konventionen zu brechen.

Die letzen Recherchen

Mein erster historischer Roman ist vorläufig abgeschlossen, aber noch lange nicht fertig. Abgesehen vom Funktionieren des Plots, der Figuren und Stilfragen, tauchen immer wieder Details auf, die ich noch recherchieren muss.
Etwas in einer Zeit anzusiedeln, die man nur durch Filme und Bücher kennt, ist wirklich eine Herausforderung. Man kann es sich leicht machen und hoffen, dass Fehler schon niemandem auffallen, oder dass die Story so sehr interessiert, dass alle historische Korrektheit egals ist. (das habe sich wohl auch die Macher der neuen Fernsehserie "Reign" gedacht). Aber ich habe doch den Anspruch, alles soweit zu recherchieren, wie es mir möglich ist. Allein über das Internet findet man schon eine Menge, aber nicht alles. Also habe ich mir alle Bücher die etwas mit "Edwardian" im Titel hatten bei der Unibibliothek ausgeliehen. Leider waren die Bücher zwar teilweise ganz unterhaltsam aber bestimmte Details habe ich darin oft doch nicht gefunden.
Zum Beispiel habe ich heute versucht herauszufinden, ob in der Zeit wohl die Post auf dem Land mit dem Fahrrad oder mit Pferden ausgeliefert wurde. Dabei habe ich keine eindeutige Antwort gefunden. Kutschen gab es sogar in bestimmten Gebieten bis in die Sechziger Jahre und Fahrräder schon lange vorher. Motorräder wurden etwas später eingeführt und Automobile eigneten sich noch nicht. Es hängt also wohl davon ab, wie praktisch es war, mit einem Fahrrad umherzufahren und wie weit die Entfernungen waren. Bei der Recherche stoße ich immer wieder auf lustige Details. So kann man zum Beispiel auf der Website des British Postal Museums nachlesen, dass eine Zeit lang Katzen von der Post zum Mäusefangen beschäftig wurden und ihnen sogar ein Lohn zustand. Eine besonders beliebte Katze bekam sogar eine Todesanzeige in der Zeitung.
Andere Details, die das Leben in London betreffen lassen sich ebenfalls nicht ohne weiteres ermitteln. So wollte ich Vincent einige Stammlokale haben lassen, in denen er sich oft mit seinen Freunden trifft. Es gibt sogar Seiten, wo man damalige Restaurantkritiken lesen kann. Welches Restaurant nun gerade in dem Herbst, in dem Vincent dort ist, angesagt waren, habe ich bisher noch nicht zufriedenstellend herausfinden können. Also habe ich mir die Freiheit genommen, mir einige Namen einfach auszudenken und Vincent nur einmal ins Café Royal zu schicken, welches damals sehr beliebt war. Einmal wollte ich Vincent auch in einem Café sitzen lassen. Cafés wie wir sie kennen gab es damals jedoch nicht unbedingt. Es gab Coffee Houses und Tee Shops. Und ein gewöhnliches Coffee House wird von einem Zeitgenossen so beschrieben:

The "stalls," consisting of narrow tables and hard seats, are of wood, grimy mahogany, or grubby sham-oak, the whole confined, unclean, and dismally uncomfortable. If there be any cloth at all upon the table, it is invariably smutty and egg-stained into a sort of Whistlerian arrangement in soot and gamboge. Most commonly there is no cloth at all, but the grease-coated and coffee-ringed board is left bare to sight and to touch. The ceiling is low and smoke-darkened exceedingly; the walls are steamy, and decorated with hat-pegs and battered advertisements. The murky air of the apartment is resonant with a dull, yet fretful and irritating booming. It is the co-operative buzzing of myriads of flies, whose bodies, or whose traces are on and over everything, ceilings, walls, clumsy cups and saucers, the mysterious decoctions served therein, the coarse sugar in the shattered glass bowl, the dirty milk in the dirtier mug, the rickety cruet-stand, and the odd and fractured castors, the greasy bread-and-butter, and the equivocal egg.
Die Quelle ist von der wunderbaren Seite: victorianlondon.org

Nicht sehr einladend oder? Die Beschreibung ist zwar von 1882, zwanzig Jahre vor meiner Handlung, es kann sich also bis dahin etwas verbessert haben. Wobei einige Cafés heute auch nicht unbedingt besser aussehen.  Ich werde Vincent wohl doch etwas Geld zukommen lassen müssen, damit er sich in ein besseres Coffee House setzen kann.

Ein weiterer Punkt ist, wie damals mit Homosexualität umgegangen wurde. Über die viktorianische Zeit, also einige Jahre früher gibt es da durch Oscar Wilde recht viele Informationen. Ich hoffe, dass ich durch weitere Bücher, die ich bestellt habe noch mehr erfahre. Jedenfalls hat es mich doch sehr überrascht, dass es über eine Zeit, die durch Serien wie Downton Abby doch wieder recht populär ist, so wenig Literatur gibt.
Die interessanteste Quelle finde ich sowieso, Romane aus der Zeit zu lesen. Während ich Maurice von E.M. Foster, wohl einen der Klassiker schwuler Literatur, gerade beendet habe, und noch einmal ganz genau Adrian Mayfiel studiere, habe ich mir nebenbei auch ganz viele Klassiker als frei verfügbare ebooks besorgt. Wusstet ihr zum Beispiel, dass H.G. Wells auch realistische Romane geschrieben hat? Ich bin jedenfalls gespannt, wann ich endlich sagen kann, dass ich ein so gutes Bild von der Zeit habe, dass ich nicht mehr recherchieren muss.