Samstag, 30. November 2013

Der Adventskalender ist da!

Heute ist der 1. Advent und damit öffnet sich auch der Adventskalender auf boyboy, den es jetzt schon seit Jahren gibt und auch dieses Jahr sind wieder viele weinhachtliche zuckrige Geschichten und Bilder drin. Natürlich auch eine Geschichte von mir und ich weiß selbst nicht, hinter welcher Tür sie erscheinen wird, also lohnt es sich, jeden Tag reinzugucken. Ich bin immer wieder begeistert, dass so viele Texte dafür schreiben und es trotz Panik, ob er auch voll wird, es jedes Jahr wieder klappt und die Organisatoren sich solche Mühe damit machen.

Samstag, 2. November 2013

Maurice von E. M. Forster

Vor einigen Jahren habe ich die Verfilmung des Buches gesehen und war nicht wirklich begeistert. Damals war mir auch noch nicht so sehr bewusst, welche Bedeutung das Buch und der Film hatten. Eine schwule Liebesgeschichte Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, mit einem Happy-End. So etwas gibt es ja sonst sehr selten. Aber immer noch ist der Film in meiner Erinnerung trotz Hugh Grant in einer der Hauptrollen keiner der besseren Queerfilme. Denn für meinen Geschmack ist der ästhetische Stil des Films zu sehr eine Ästhetik der Achtziger, sehr distanziert von den Figuren.
Nun, da ich auch das Buch gelesen habe, gefällt mir dieses weitaus besser, wie es ja oft der Fall ist, wenn sich innere Entwicklungen schelcht in Filmsprache übermitteln lassen.
Maurice  ist ein ganz normaler Internatsschüler, von gelegentlichen Schwärmereien für Mitschüler einmal abgesehen. Forster beschreibt ihn in allem als mittelmäßig und unauffällig. Dann kommt Maurice zum Studieren nach Cambridge. Er freundet sich rasch mit dem intelligenten Clive an, und bald verbindet sie eine tiefe Freundschaft. Clive, der sich mit Philosophie und Literatur beschäftigt, ist sich seiner Neigung zu den "Griechen"  schon länger bewusst. Er gesteht Maurice seine Liebe, doch dieser obwohl er schon weiß, dass er Clive ebenfalls liebt, reagiert zunächst schockiert. Damals war Homosexualität nicht nur ein Tabu, es hätte zum gesellschaftlichen Ausschluss geführt, hätte jemand davon erfahren. Doch Maurice und Clive finden schließlich zueinander, wenn sie sich auch körperlich nie wirklich nahe kommen. Für Clive ist die platonische Liebe die höchste Form. Über Jahre besteht diese intensive Freundschaft, bis Clive plötzlich meint, dass er Maurice nicht mehr liebt und eine Frau heiratet.


Maurice ist tief verletzt und kann Clives Abweisung lange nicht akzeptieren. Erst allmählich wird ihm bewusst, dass seine Beziehung zu Clive nie das war, was er sich erträumt hat. Er hofft, er könnte ebenso wie Clive auch Frauen lieben, wenn er sich von einem Hypnotiseur behandeln lässt.
Erst die Erfahrung der körperlichen Nähe zu einem einfachen Wildhüter lässt Maurice erkennen, dass mit ihm nichts falsch ist und dass es für ihn möglich ist, eine glückliche Beziehung mit einem Mann zu führen.
Es ist dieses glückliche wenn auch recht offene Ende, dass das Buch so besonders macht. Zur damaligen Zeit wäre es undenkbar gewesen, dieses Buch zu veröffentlichen, so dass es erst nach Forsters Tod an die Öffentlichkeit kam. Es ist also ein Buch, das Foster zunächst für sich selbst schrieb. Ein wenig meint man es ihm anzumerken. Forsters Stil ist etwas weniger ausgereift als in seinen anderen Werken, er verfügt jedoch über ein Talent, die inneren Wandlungen seiner Figuren nachzuzeichnen, dass man sie sich plastsisch vorstellen kann. Maurice ist nicht unbedingt der sympatischte Protagonist. Nicht überaus intelligent, er hat keine großen Ambitionen für sein Leben, er behandelt seine Mutter und seine Schwester nicht immer gut und blickt auf die unteren Klassen herab. Damit ist er aber auch eine realistische Figur für seine Zeit. Clive ist am Ende der, der sich selbst verleugnet, der als langweiliger Gutsherr dasteht, der seine Frau nicht liebt und nie begreift, dass er mit Maurice eine erfüllte Beziehung hätte führen können.
Das Buch ist ein Schlag gegen die damaligen Moralvorstellungen und ein Plädoyer, sich sein Glück zu nehmen, auch wenn es bedeutet mit allen gesellschaftlichen Konventionen zu brechen.

Die letzen Recherchen

Mein erster historischer Roman ist vorläufig abgeschlossen, aber noch lange nicht fertig. Abgesehen vom Funktionieren des Plots, der Figuren und Stilfragen, tauchen immer wieder Details auf, die ich noch recherchieren muss.
Etwas in einer Zeit anzusiedeln, die man nur durch Filme und Bücher kennt, ist wirklich eine Herausforderung. Man kann es sich leicht machen und hoffen, dass Fehler schon niemandem auffallen, oder dass die Story so sehr interessiert, dass alle historische Korrektheit egals ist. (das habe sich wohl auch die Macher der neuen Fernsehserie "Reign" gedacht). Aber ich habe doch den Anspruch, alles soweit zu recherchieren, wie es mir möglich ist. Allein über das Internet findet man schon eine Menge, aber nicht alles. Also habe ich mir alle Bücher die etwas mit "Edwardian" im Titel hatten bei der Unibibliothek ausgeliehen. Leider waren die Bücher zwar teilweise ganz unterhaltsam aber bestimmte Details habe ich darin oft doch nicht gefunden.
Zum Beispiel habe ich heute versucht herauszufinden, ob in der Zeit wohl die Post auf dem Land mit dem Fahrrad oder mit Pferden ausgeliefert wurde. Dabei habe ich keine eindeutige Antwort gefunden. Kutschen gab es sogar in bestimmten Gebieten bis in die Sechziger Jahre und Fahrräder schon lange vorher. Motorräder wurden etwas später eingeführt und Automobile eigneten sich noch nicht. Es hängt also wohl davon ab, wie praktisch es war, mit einem Fahrrad umherzufahren und wie weit die Entfernungen waren. Bei der Recherche stoße ich immer wieder auf lustige Details. So kann man zum Beispiel auf der Website des British Postal Museums nachlesen, dass eine Zeit lang Katzen von der Post zum Mäusefangen beschäftig wurden und ihnen sogar ein Lohn zustand. Eine besonders beliebte Katze bekam sogar eine Todesanzeige in der Zeitung.
Andere Details, die das Leben in London betreffen lassen sich ebenfalls nicht ohne weiteres ermitteln. So wollte ich Vincent einige Stammlokale haben lassen, in denen er sich oft mit seinen Freunden trifft. Es gibt sogar Seiten, wo man damalige Restaurantkritiken lesen kann. Welches Restaurant nun gerade in dem Herbst, in dem Vincent dort ist, angesagt waren, habe ich bisher noch nicht zufriedenstellend herausfinden können. Also habe ich mir die Freiheit genommen, mir einige Namen einfach auszudenken und Vincent nur einmal ins Café Royal zu schicken, welches damals sehr beliebt war. Einmal wollte ich Vincent auch in einem Café sitzen lassen. Cafés wie wir sie kennen gab es damals jedoch nicht unbedingt. Es gab Coffee Houses und Tee Shops. Und ein gewöhnliches Coffee House wird von einem Zeitgenossen so beschrieben:

The "stalls," consisting of narrow tables and hard seats, are of wood, grimy mahogany, or grubby sham-oak, the whole confined, unclean, and dismally uncomfortable. If there be any cloth at all upon the table, it is invariably smutty and egg-stained into a sort of Whistlerian arrangement in soot and gamboge. Most commonly there is no cloth at all, but the grease-coated and coffee-ringed board is left bare to sight and to touch. The ceiling is low and smoke-darkened exceedingly; the walls are steamy, and decorated with hat-pegs and battered advertisements. The murky air of the apartment is resonant with a dull, yet fretful and irritating booming. It is the co-operative buzzing of myriads of flies, whose bodies, or whose traces are on and over everything, ceilings, walls, clumsy cups and saucers, the mysterious decoctions served therein, the coarse sugar in the shattered glass bowl, the dirty milk in the dirtier mug, the rickety cruet-stand, and the odd and fractured castors, the greasy bread-and-butter, and the equivocal egg.
Die Quelle ist von der wunderbaren Seite: victorianlondon.org

Nicht sehr einladend oder? Die Beschreibung ist zwar von 1882, zwanzig Jahre vor meiner Handlung, es kann sich also bis dahin etwas verbessert haben. Wobei einige Cafés heute auch nicht unbedingt besser aussehen.  Ich werde Vincent wohl doch etwas Geld zukommen lassen müssen, damit er sich in ein besseres Coffee House setzen kann.

Ein weiterer Punkt ist, wie damals mit Homosexualität umgegangen wurde. Über die viktorianische Zeit, also einige Jahre früher gibt es da durch Oscar Wilde recht viele Informationen. Ich hoffe, dass ich durch weitere Bücher, die ich bestellt habe noch mehr erfahre. Jedenfalls hat es mich doch sehr überrascht, dass es über eine Zeit, die durch Serien wie Downton Abby doch wieder recht populär ist, so wenig Literatur gibt.
Die interessanteste Quelle finde ich sowieso, Romane aus der Zeit zu lesen. Während ich Maurice von E.M. Foster, wohl einen der Klassiker schwuler Literatur, gerade beendet habe, und noch einmal ganz genau Adrian Mayfiel studiere, habe ich mir nebenbei auch ganz viele Klassiker als frei verfügbare ebooks besorgt. Wusstet ihr zum Beispiel, dass H.G. Wells auch realistische Romane geschrieben hat? Ich bin jedenfalls gespannt, wann ich endlich sagen kann, dass ich ein so gutes Bild von der Zeit habe, dass ich nicht mehr recherchieren muss.

Samstag, 5. Oktober 2013

Die schönsten Gay Music Videos



Dieses Video ist ja gerade überall zu sehen, dabei ist es schon ein Jahr alt. Ich verfolge Hip-Hop nicht so, deshalb habe ich es tatäschlich heute das erste Mal gesehen. Manchmal sind erfolgreiche Sachen einfach gut. Ich bin niemand, der Mainstream grundsätzlich skeptisch gegenübersteht. Es wurde wirklich mal Zeit für sowas, dachte ich, als es sah. Aber es gibt doch bestimmt noch mehr wunderbare Videos mit schwulen Geschichten. Ich habe mal die schönsten rausgesucht.

Kleines update: Ich habe einen Kanal auf youtube mit den schönsten Gay bzw. LGBT-Videos, den ich immer aktualisiere: Hier
Mehr:

Samstag, 28. September 2013

Huch, ich schreibe zuckrige Happy-Ends!

Die Rohfassung meiner Edwardianer ist beinahe fertig. Es fehlen noch ca. drei kleine Szenen in der Mitte und der allerletzte Absatz. Danach wird die Arbeit mit der Überarbeitung und Recherche aber erst richtig anfangen. Es ist zwar riskant, aber ich neige dazu erstmal zu schreiben und danach zu recherchieren, ob das auch alles so richtig ist. Ich hoffe, ich muss keine großen Teile umschreiben. Vor allem muss ich mich aber noch mit dem Leben in London beschäftigen und es macht wirklich Spaß, sich in die Zeit um die Jahrhundertwende zu vertiefen.
Gestern habe ich beinahe zwanzig Seiten geschrieben, denn diese Geschichte wollte einfach zu Ende erzählt werden. Wenn ein Buch kurz vor dem Finale steht, steigere ich mich da oft richtig rein und vor allem wenn es eine Liebegeschichte ist, kann ich meine armen Figuren ja nicht warten lassen, bis sie sich endlich bekommen. Ich habe ja nicht geahnt, was für ein zuckriges Ende ich da fabrizieren würde, also für meine Verhältnisse. Wer schon mehr von mir gelesen hat weiß, meine Liebesgeschichten gehen nicht immer gut aus. Wobei das Ende bei "Lex" eigentlich auch recht zuckrig ist, wenn ich darüber nachdenke. Diesmal konnte ich allerdings nicht anders, als meine Figuren erst eine Weile zu quälen und sie dann glücklich zu machen. Ich kenne Autoren die sagen, dass sie ihre Figuren beim Schreiben ganz distanziert betrachten. Ich kann das nicht. Ich muss alles mitfühlen, was meine Figuren fühlen. Ob sie wütend, traurig oder glücklich sind. Deshalb war ich gestern auch ganz bewegt, als ich meine Figuren durch ein Gefühlschaos gehen ließ. Wir Autoren sind schon ein komisches Volk. Ich hoffe natürlich, es gelingt mir auch, diese Emotionen dann beim Leser auszulösen. Am liebsten würde ich jetzt alle verbleibenden Lücken im Text füllen und ihn als fertig betrachten, aber bis das so weit ist, werde ich wahrscheinlich nochmal Jahre recherchieren. Leider habe ich mir anscheinend auch ein Setting ausgesucht, worüber es am wenigsten Informationen gibt. Einerseits Mittelschichtsfiguren, andererseits die Zeit um 1905. Während es über die Viktorianer haufenweise Literatur gibt und über den ersten Weltkrieg sowieso, sieht es hier leider etwas mau aus. Aber ich habe mich bereits mit Romanen aus der Zeit und einer langen Liste von Büchern eingedeckt. Denn ich kann es wirklich kaum abwarten zu erfahren, ob Vincent und Leonard bei den Lesern ankommen.

Der Mann, der Yngve liebte - Filmrezension

Heute möchte ich einen Film empfehlen, den ich schon vor einer Weile gesehen habe und über den ich schon seit einer Ewigkeit schreiben wollte.
Der Mann, der Yngve liebte ist ein wunderschöner norwegischer Coming-of-Age-Film.
Jarle ist ein Außenseiter, der Ende der Achtziger in einer kleinen norwegischen Stadt aufwächst. Alles wofür er sich interessiert ist die neueste Rockmusik. Was liegt da näher, als mit seinem besten Freund, der genauso tickt wie er eine Punkband zu gründen? Mit der Matthias Rust Band wollen sie ihre Rebellion äußern. Damit haben sie dann auch bestimmt gute Chancen bei den Mädchen. Der schönen Katrine zum Beispiel, in die sowohl Jarle als auch sein bester Freund sich verlieben. Doch Jarle ist der glückliche, der das Mädchen abbekommt. Mit seinen roten Haaren und dem verträumten Blick könnte Jarle durchaus ein Mädchenschwarm sein. Sein Leben läuft eigentlich perfekt, doch dann begegnet er Yngve. Der neue in der Klasse ist so ganz anders als Jarles sonstige Freunde. Er ist ein Popper, also eigentlich das Feindbild aller Punker. Yngve trägt weiße Kleidung und spielt Tennis. Zu Hause hört er Schlager. Doch Jarle ist aus irgendeinem Grund total fasziniert von Yngve und kann sich nicht von ihm losreißen. Immer wieder sucht er Yngves Nähe, bis er dadurch alles was er hat zu verlieren droht. Denn seine Freunde verstehen überhaupt nicht, warum Jarle plötzlich Tennis spielt und die Bandproben schwänzt, um sich mit Yngve zu treffen. Und seine Freundin bekommt auch langsam mit, dass etwas mit Jarle nicht stimmt.
Er hat sich in einen Jungen verliebt, aber er kann sich seine Gefühle nicht eingestehen und ist völlig von der Rolle. Niemand versteht ihn. Und auch mit Yngve kann er nicht zusammen sein. Rolf Kristian Larsen der Jarle spielt ist eine Entdeckung, aber auch die anderen jungen Schauspieler sind sehr glaubwürdig.
Am Ende des Films gibt es eine traurige Wendung, die man schon ein wenig ahnt, die mich aber dennoch sehr überrascht hat. Der Mann der Yngve liebte liefert keine Lösung am Ende des Films, es ist eine Geschichte vom Verliebtsein, die eine unerwartete Tiefe entfaltet. Wer eine seichte Liebesgeschichte erwartet, wird hier enttäuscht.
Es gibt noch mindestens zwei weitere Filme um Jarle und noch mehr Bücher (die Filme sind nach Romanen von Tore Renberg), ich habe sie allerdings noch nicht gesehen oder gelesen und glaube, es gibt darin jeweils andere Themen. Aber man kann Der Mann, der Yngve liebte auch als eigenständigen Film ansschauen.

Norwegen, 2008, Regie: Stian Kristiansen.

Dienstag, 6. August 2013

Beautiful people - Serienkritik

Beautiful People gibt es bisher leider nur auf Englisch. Die Serie, die auf einem autobiographischen Roman von Simon Doonan basiert, ist einzigartig und unheimlich witzig.
Der 13-jährige Simon sehnt sich nach nichts mehr, als endlich seine Heimat Reading zu verlassen und nach London zu ziehen. Denn was gibt es in dem Kaff schon für einen Jungen, der am liebsten zu den Spice Girls tanzt, der davon träumt einen goldenen Lockenstab zu besitzen oder die Hauptrolle in einem Musical zu spielen? Wenn wieder mal alles zu viel scheint, dann sagen er und sein bester Freund Kylie sich ihren Spruch auf: "Were will we live?"
"In London." "Who will we live amongst?" "The beautiful people!"
Seine Familie, obwohl durchaus liebevoll und tolerant, ist Simon nicht glamourös genug. Sein Vater, der aus Kartoffeln Wein herstellt, kann nicht viel mit ihm anfangen. Seine Mutter ist damit beschäftigt die bestangezogenste Frau im Viertel zu bleiben und sich ab und zu mit Kylies Mutter zu prügeln. Seine Schwester, die sich an jeden Typ im Viertel ranmacht, lässt sich immerhin von ihm frisieren und die blinde Hippiefreundin seiner Mutter, die bei ihnen lebt kauft ihm pinke Nylonanzüge. Der Ton der Serie ist zwar Comedy, es gibt aber ab und zu auch ernste Momente. Vor allem der junge Hauptdarsteller gibt der Serie ihr Herz. Ich hätte mir keinen anderen an seiner Stelle vorstellen können. Im Interview gibt Luke Ward-Wilkinson zu, dass er erst einmal überlegen musste, so eine Rolle anzunehmen. Am schwersten sei es gewesen, mit Highheels und Kleid durch den Schulflur zu rennen. Gut, dass er sich getraut hat, denn die Rolle des "flamboyanten" Teenies, der sich erst noch klar darüber werden muss, schwul zu sein, spielt er absolut glaubwürdig. Auch Olivia Colman als seine Mutter Debbie ist eine  perfekte Besetzung. Mit der Art ihres Sohnes hat sie kein Problem - als herauskommt, dass er das Kleid von Kylies Mom anprobiert hat, reagiert sie, wie eine Mutter auf so etwas nur reagieren könne: Warum hat er nicht mein Kleid genommen!
Es ist diese ganz spezielle Art von Humor, und vor allem der "Camp-Faktor", der die Serie zu so etwas besonderem macht. Gedreht von einem schwulen Regisseur, mit schwulem Produzent nach dem Roman eines schwulen Autors (auch wenn die Handlung von den 50ern in die 90er verlegt wurde).
Dennoch ist es keine wirklich typische Geschichte schwuler Teenager die in der Provinz aufwachsen, dafür ist das Setting zu überzeichnet und auch ein wenig schön gefärbt. Es ist eine Serie voller liebenswerter durchgeknallter Figuren und absurder Komik.
Allein die Titelmelodie ging mir auf die Dauer etwas auf die Nerven und auch die kurzen Einführungen des älteren Simon, der inzwischen Schaufensterdekorateur bei Barneys ist, waren für mich überflüssig.
Die zwei Staffeln umfassende Serie trägt das Prädikat ab 16 (die erste ab 12), wohl vor allem wegen einer Gewalt beinhaltenden Szenen, denn dort bleibt nicht alles so rosig. Ich bin immer wieder begeistert, an was für Stoffe die BBC sich herantraut.
Wer auf leicht abgedrehten britischen Humor und schwule Coming-of-age Geschichten steht, sollte sich die Serie unbedingt ansehen.

Dienstag, 23. Juli 2013

eBook-Rezensionen, zwei Texte von Fanfiktion: Lsker und Tjark

Es gibt einige tolle Texte auf Fanfiktion, über die ich schon länger mal etwas schreiben wollte.
Weil ich sonst vielleicht nie dazu komme, fasse ich mal zusammen:


Diese SF-Novelle hat mich sowohl vom originellen Inhalt als auch vom Stil sehr beeindruckt und ich verstehe nicht, warum sie so wenig Reviwes hat.
Aber erstmal zum Inhalt: In ferner Zukunft wurde die Erde von Aliens besetzt, die die Menschen unterdrücken. Zunächst nichts Neues, doch die Umsetzung habe ich in der Form noch nie gelesen und ich musste dreimal nachsehen, um zu glauben, dass es sich nicht um Fanfiktion sondern um eine originale Story handelt.
Die Lsker verlangen von allen Menschen, dass sie ihnen Teile ihres Körpers opfern. Welcher das ist, können die Menschen selbst entscheiden, ein Zeh, ein Ohr, ein Auge ... jedes Jahr eines. Die Lsker sind schwarze unheimliche Wesen, die die Fähigkeit haben, Dinge zu absorbieren, sie in sich aufzunehmen, einen richtigen Körper haben sie nicht, was sie wollen weiß niemand.
In einer der Einrichtungen, in denen den Menschen Körperteile abgenommen werden arbeitet Naviam, eine der Hauptfiguren. Naviam leidet sehr an seiner Tätigkeit, zu der er gezwungen wird. Sein Partner Elias hat es da als Radiomoderator besser erwischt, doch beide sehnen sich danach, der Unterdrückung zu entfliehen. Es ist kaum möglich, mehr über die Handlung zu erzählen, ohne zu viel zu verraten, nur soviel: es gibt immer wieder überraschende Wendungen. Zwischen den Kapiteln aus Elias und Naviams Sicht gibt es Einschübe, Tagebucheinträge, Ereignisse zu Beginn der Invasion der Lsker. Durch diese ergibt sich nach und nach ein komplexes Bild der Geschehnisse. Der Stil ist leicht zu lesen aber dennoch anspruchsvoll, ohne Ausschweifungen wird nur das erzählt, was für die Geschichte relevant ist. Ganz im Stil einer guten Novelle. Erfrischend war auch, dass die sexuelle Orientierung der Figuren nur eine Nebensache, eine Selbstverständlichekit ist.  Das Ende war für mich sehr unerwartet und ich hätte mir ein anderes gewünscht, aber das ist sicher Geschmackssache.

Die zweite kürzere Geschichte, die ich kürzlich gelesen habe und die mir sehr gut gefalle hat war:




Die Autorin bezeichnet den Text selbst Experiment, welches ihr sehr gut gelungen ist, wie ich finde. Sie nähert sich einer Figur, Tjark, indem sie die Menschen in seinem Leben über ihn erzählen lässt. So setzt sich nach und nach ein Bild über ihn zusammen, ein Bild eines stillen, schroffen, verschlossenen Mannes, der in seiner Kindheit viel durchmachen musste und dem es sehr schwer fällt, sich anderen zu öffnen. Da ist zunächst Jan, der überrascht davon ist, dass er plötzlich etwas für den langjährigen Freund empfindet, den er vorher nie richtig wahrgenommen hat. Sie erleben eine Nacht voll leidenschaftlichem harten Sex. Doch es dauert lange, bis beide sich über ihre Gefühle zueinander klar werden. Denn über seine Gefühle redet Tjark nie mit anderen, nicht einmal mit der Frau, mit der er vier Jahre zusammen war. Nur einer hat es bisher geschafft, hinter seine Fassade zu schauen: Matthis, sein Austauschbruder aus Kanada. Wie es die Menschen um Tjark schaffen, ihn dazu zu bringen, seine Vergangenheit endlich hinter sich zu lassen ist sehr eindrücklich geschildert. Durch die unterschiedlichen Perspektiven werden immer mehr Details aus Tjarks Leben offenbart, vielleicht die einzige Art, sich einem solchen verschlossenen Charakter zu nähern.
Das Ende ist ungewöhnlich und überraschend und gerade deswegen so schön, so viel sei verraten. Neben dem Inhalt ist es aber vor allem Dewis Stil, der mich an den Text gefesselt hat. Es ist selten, eine schwule Liebesgeschichte zu lesen, die ich zu anspruchsvoller Literatur zählen würde. Wie sie mit wenigen knappen aber immer genau treffenden Worten die Gedanken und Gefühle der Figuren beschreibt, wie zum Beispiel Jan Tjark ansieht und dabei jedes Detail seines Gesichtes analysiert ist hohe Kunst, wovon ich mir gerne ein bisschen etwas abgucken würde. Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt, ihre anderen Texte und vor allem Staub und Stolz zu lesen.


Mittwoch, 17. Juli 2013

Mal wieder zu viele Projekte ...

Im Moment kann ich mich wirklich nicht über neue Ideen beschweren. Meine Liste mit Projekten, die ich noch schreiben möchte ist bereits endlos lang. Nachdem ich bei meiner viktorianischen Geschichte noch mittendrin stecke, hat mich die Muse schon wieder überfallen. Gestern habe ich auch gleich ein paar Seiten zu dem neuen Projekt aufgeschrieben. Ich versuche mich jedoch davon abzuhalten, ständig an das neue Projekt zu denken. Denn dann schaffe ich es ja nie, etwas fertig zu schreiben, wenn ich immer etwas Neues anfange. Leider ist es so, dass neue Ideen immer den größten Reiz haben. Wenn ich eine Idee nicht gleich beginne, dann gerät sie häufig in den Hintergrund und ich überlege noch einmal, ob ich sie wirklich schreiben möchte. Eigentlich lege ich immer eine Reihenfolge fest, an die ich mich dann abe meistens doch nicht halte, weil plötzlich neue Projekte dazukommen. Eigentlich wollte ich ja zuallererst mein Jugendbuch schreiben. Aber ich gerate doch in Versuchung erst meine begonnenen Projekte, also: Ein Sommer in Vermont fertigzuschreiben. Und dann ist da die erwähnte neue Idee. Da habe ich allerdings erst das Ende der Geschichte, was mir auch nicht oft passiert.
Zwei Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten, der eine ein stilvoller Multimillionär, der andere ein linker Weltenbummler, verheiratet, an die zehn Jahre zusammen. Aber der Weg dahin, das müssen sie mir noch verraten, wie sie das geschafft haben. Und ihr glaubt es kaum, aber die Idee kam mir durch etwas, das mir über eine echte Person erzählt wurde.

Sonntag, 7. Juli 2013

Edward van de Vendel: Die Tage der Bluegrass-Liebe - Buchrezension

Die Tage der Bluegrass Liebe ist zuerst als Spring wenn du dich traust bei Carlsen erschienen, der neue Titel ist aber eine Übersetzung des Originals und passt auch viel besser zum Buch.

Tycho hat gerade die Schule abgeschlossen und möchte ein Jahr lang erst einmal Pause machen. Von seiner Heimat Amsterdam fliegt er in die USA, um dort in einem Feriencamp für Kinder als Junior Asistant zu arbeiten. In der Little World, wie das Camp heißt, sind alle freundlich und nett zueinander, es ist ein kleines Paradies abseits der Welt.
Als Tycho sich dann Hals über Kopf in einen anderen Junior Asistant aus Norwegen, Oliver, verliebt, bringt ihn das ziemlich durcheinander. Schon bald verbringen sie keine Minute mehr ohne den anderen. Doch sie können nicht ewig in ihrer Little World bleiben.
Viel mehr kann ich gar nicht zum Inhalt des Buches sagen, ohne zu viel zu verraten. Das Coverbild passt wie ich finde besser zur Geschichte als das niederländische Original, die beiden lächelnden Jungen, die bunte Schrift, Bluegrass  - das lässt einen an heiße glückliche Sommernächte denken. Es ist ein Buch über das erste richtige Verliebtsein, die intensive kurze Zeit. Insgesamt war die Geschichte selbst für die 190 Seiten etwas dünn, aber das macht nicht viel aus, denn es ist vor allem der Stil des Autors, der mich für das Buch einnimmt. Es ist ein sehr klarer schnörkelloser Stil, kurze Sätze, die immer genau das beschreiben, was die Figuren fühlen. Dabei wirkt der Stil jedoch nie zu einfach oder zu sehr nach Jugendsprache, im Gegenteil, er ist erstaunlich anspruchsvoll für ein Jugendbuch. Edward van de Vendel wurde bereits dreimal mit dem niederländischen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Er schreibt überwiegend Kinderbücher, aber seine anderen Jugendbücher, insbesondere die Fortsetzung zu Die Tage der Bluegrass Liebe: Die langen Nächte der Stille, werde ich sicherlich auch noch lesen.

Das Buch erschien 1999 im Original und 2001 bei Carlsen in Deutsch. Taschenbuch, 192 Seiten.
Leider scheint es das Buch nur noch als eBook und gebraucht zu geben.

Freitag, 28. Juni 2013

11 Fragen - kleines Bloginterviewspiel


Charlotte hat mir durch ein Blogspiel 11 Fragen gestellt, die ich nun gerne beantworte. Vielen Dank Charlotte, fürs Taggen. Deine Fragen sind sehr spannend zu beantworten.
Wie läuft das ab?
  • Als Dankeschön den Tagger verlinken.
  • 11 Fragen vom Tagger beantworten.
  • Sich selber 11 Fragen ausdenken.
  • 5 Blogger taggen, die unter 200 Follower haben und es ihnen mitteilen.


1. Erzähl etwas über das Projekt, an dem du gerade arbeitest. Macht es dir Spaß?
Ja, es macht mir sehr viel Spaß, es zu schreiben. Der Arbeitstitel ist, "Verführung eines Gentleman", wobei ich befürchte, dass das zu sehr nach Erotik klingt. Jedenfalls kann ich nich viel zur Geschichte sagen, ohne zu viel zu verraten. Es geht um zwei Männer, die in England um 1905 leben und sich verlieben. Ich mag diese Zeit unheimlich gerne und es gibt ja nur wenige schwule Liebesgeschichten, die zu der Zeit spielen, wie Maurice oder Adrian Mayfield. Es macht Spaß, über die Zeit zu recherchieren, wobei einiges auch sehr schwer herauszufinden ist. Da werde ich wohl noch einmal auf die liebe Fragestellerin zurückkommen müssen. Vor allem mag ich aber meine Figuren sehr gerne.
Leonard ist ein wenig wie Darcy. Etwas grummelig und zurückhaltend, nicht an Smalltalk oder Bällen interessiert. Und er will sich ganz bestimmt nicht verlieben. Aber eigentlich ist er ganz nett. Vincent dagegen ist immer fröhlich, aufgeweckt und lebenslustig. Und es macht unheimlich viel Spaß, aus seiner Sicht zu schreiben, aber mehr kann ich gar nicht sagen, ohne meinen Plottwist zu verraten.
Ich habe gerade die dritte Staffel Downton Abby gesehen, was ja schon nach dem ersten Weltkrieg spielt, aber auch sehr interessant für den Umgang mit Homosexualität ist, wie ich finde. In der Zeit hat sich so viel verändert, was sich in der Serie sehr gut widerspiegelt. Da habe ich gleich Lust bekommen, weiter zu recherchieren. Jetzt lese ich ein autobiographisches Buch von Christopher Isherwood, was zwar in den zwanzigern, aber an einer englischen Universität spielt, was ich für meine Recherche brauche und das liest sich sehr unterhaltsam.

2. Welches Genre liest du am liebsten und weshalb gerade dieses?
Da kann ich gar kein Bestimmtes nennen, da ich viele verschiedene Bücher gerne lese. Ich lese natürlich gerne Bücher, in denen homosexuelle Figuren vorkommen, wer hätte es gedacht. Aber ich lese auch gerne Gegenwartsliteratur, Klassiker und Fantasy. Außerdem lese ich gerne Jugendbücher, wie man vielleicht schon an meinen Rezensionen merkt.

3. Welcher ist dein allerliebster Bösewicht, der nicht von dir selbst stammt, und aus welchem Roman stammt er?
Hui, schwere Frage. In Fantasy-Büchern sind die Bösewichte ja oft recht klischeehaft. Der böse Magier, der die Welt zerstören oder beherrschen will, warum auch immer. Aber wer weiß auch schon, warum Diktatoren ihr Land beherrschen wollen?
Mir fallen gerade nur Bösewichte aus Kinderbüchern ein. Aus irgendeinem Grund war ich immer total fasziniert von Gmork dem Werwolf in der Undendlichen Geschichte.
 
4. Wie sieht es bei deinen eigenen Werken aus? Wer ist dein liebster Antagonist?
Genauso schwer, ich weiß gar nicht, ob ich richtige Antagonisten überhaupt habe, denn meistens kämpfen meine Figuren mehr mit sich selbst. Vielleicht könnte man Claude aus Lex als Antagonist bezeichnen. Er nutzt seine überlegene Postion aus und zieht Lex gewissermaßen in seinen Abgrund, indem er ihm Drogen gibt. Aber gleichzeitig ist er jemand, der mit seinem eigenen Leben nicht zurechtkommt und das tragische an ihm ist vielleicht, dass er Lex wirklich liebt, es aber überhaupt nicht ausdrücken kann. Ich mag jedenfalls seine überhebliche Art, auch wenn er mir immer ein wenig fremd geblieben ist.

5.  Gibt es ein Buch, in dem du gern wohnen würdest? Wenn ja, weshalb dieses?
Also Bücher, in denen ich gerne dauerhaft leben würde? Da fallen mir viele ein. Zum Beispiel würde ich gerne in einem Jane-Austen-Buch leben, weil ich die Zeit so liebe, in Mr. Darcys Haus oder so. Aber wahrscheinlich wären mir die Unannehmlichkeiten der Zeit dann doch zu groß ( kaum Rechte für Frauen, kein Internet etc. ... ) Oder im Mumintal, da passieren immer so viele skurrile Sachen.

Lest weiter: 

Samstag, 22. Juni 2013

eBook-Rezension: Absolut Talentfrei von Art-Sensei


Ich rezensiere ja nur Sachen, die mir gut gefallen und ich habe mir vorgenommen, alles zu rezensieren, was mir gut gefällt und irgendwie was mit LGBTI-Themen zusammenhängt. Deshalb rezensiere ich jetzt auch online frei verfügbare Texte, von Fanfiktion, boyxboy oder anderen Seiten. Besonders, wenn ich finde, dass die Texte mehr Aufmerksamkeit verdienen. Texte im Netz müssen nicht schlechter sein als gedruckte Bücher oder ebooks, die man kaufen kann. Ganz im Gegenteil. Die letzten beiden Texte, die ich auf Fanfiktion gelesen habe, haben mir besser gefallen, als die meisten Bücher, die ich je im Genre als Buch gelesen habe. Da der Markt ja in Deutschland nicht besonders groß ist, denn die Leserschaft ist zwangsweise begrenzt, haben es deutsche Autoren nicht gerade leicht, bei größeren Verlagen zu erscheinen. Oder wisst ihr ein Jugendbuch mit schwuler Hauptfigur eines deutschen Autoren/in, das in den letzten zehn Jahren bei einem größeren Verlag erschienen ist? Ich jedenfalls weiß keines, da fällt mir immer nur David Levithan ein. Bei Büchern für Erwachsene gibt es zwar öfter mal Ausnahmen, und es gibt ja auch einige spezialisierte deutsche Verlage, aber da Absolut Talentfrei mit dem Coming-Out und ersten Verliebtsein für mich ins Jugendbuchgenre fällt, habe ich mir darüber mal Gedanken gemacht.
Im Internet lassen sich jedenfalls eine Menge ziemlich guter (natürlich auch ziemlich schlechter) Texte für Jugendliche und für Erwachsene finden. Und seit ich einen eBook-Reader habe, lesen sich die auch gut und schnell.

Ihr findet Absolut Talentfrei hier auf Fanfiktion. Da kann man sich alle Texte auch als eBook runterladen.

Jetzt aber zur eigentlichen Rezension: Absolut Talentfrei, das ist Sam nach eigener Angabe. 16 Jahre alt, in der zehnten Klasse, hat Sam sich bisher noch nie verliebt. Nur mit seinem besten Freund Iven hat er schon mal ein bisschen ausprobiert. Aber dann kann Sam sich plötzlich vor Verehrern gar nicht mehr retten. Blöd nur, dass man sich nicht immer in denjenigen verliebt, der einen auch zurückliebt.
In Absolut Talentfrei gibt es eine ganze Reihe von wunderbaren Charakteren. Da ist zunächst Sam selbst, eigentlich ja Außenseiter in der Klasse, denn er ist ja Indie und will mit den Hipstern nichts zu tun haben. Dass er so viel Wert auf sein Aussehen legt und seinen Rockabilly-Stil pflegt, hat natürlich gar nichts damit zu tun, dass er schwul ist. Und wie kommt Cameron, der amerikanische Austauschstudent überhaupt darauf, ihn nach einem Date zu fragen? Cameron ist zwar der Schwarm der Klasse, gutaussehend, süß, Musiker, aber leider gar nicht Sams Typ. Denn Cameron ist der typische Sunnyboy - immer lächelnd, aber nicht besonders intelligent.
Als Sam dann auch noch beinahe mit einer Klassemkameradin schläft und sich dann in einen sieben Jahre älteren Türsteher verliebt, überschlagen sich die Ereignisse.

lest weiter:

Donnerstag, 20. Juni 2013

Wie erschafft man richtig lebendig wirkende Figuren?

Welche Romane sind euch so richtig gut in Erinnerung geblieben, obwohl es schon länger her ist, dass ihr sie gelesen habt? Bei mir sind das Bücher mit einzigartigen lebendigen Figuren, Figuren, die einem wie reale Personen erscheinen, mit denen man mitleidet und bei denen man sich manchmal wünscht, es würde sie wirklich geben.
Mir selbst fallen spontan nur eine Handvoll solcher Figuren ein. Die meisten Figuren, die mir in Büchern begegnen sind entweder zu klischeehaft oder zu einseitig um wie echte Personen zu wirken. Ich will gar nicht behaupten, dass ich selbst es besser kann, denn es ist verdammt schwer, sich solche Figuren auszudenken. Es erfordert viel Zeit und Arbeit.
Bei mir ist es so, dass Geschichten und Figuren meist von ganz allein kommen, sie sind einfach da. Aber sie sind nicht immer fertig, wenn sie sich mir vorstellen. Manchmal fange ich dann an zu schreiben und merke dann erst, dass die Figuren noch etwas Feinschliff benötigen. Sie sollen nicht nur handeln und den Plot vorantreiben. Bei meinem aktuellen Projekt, das ich jetzt "Verführung eines Gentleman" genannt habe, ist mir aufgefallen, dass meine Hauptfiguren zwar nach meinem Plot handeln, aber dabei nicht richtig lebendig wirkten, ich wusste einfach noch zu wenig über sie.
Wie gelingt es nun, dass sich das ändert? Ein Patentrezept gibt es wohl nicht. Jeder Autor arbeitet anders. Im Internet lassen sich einige Charakterfragebögen finden, wo man die Eigenschaften seiner Figuren einträgt. Ich selbst arbeite nicht damit, da ich immer alles im Kopf habe und selten etwas aufschreibe. Insbesondere das Aussehen und die vordergründigen Eigenschaften sehe ich meist direkt vor mir. Dazu gehört nicht nur das Erscheinungsbild, auch die Stimme ist etwas, was einen Menschen auszeichnet und was ich selbst häufig vergesse zu beschreiben. Außerdem Gesten und Mimik, Dinge, die jemand immer tut, wenn er nervös ist oder ob jemand einen besonderen Gang hat.
Wenn man von außen nach innen vorgeht, müsste man dann auch das soziale Netzwerk seiner Figur erfassen. Welche Menschen sind ihm wichtig, wie ist das Verhältnis zu den Eltern, zum Partner, zu Freunden? Das ist bei mir  aber etwas, was sich nach und nach beim Plotten herausstellt. Ich mache mit meinen Figuren meistens erstmal einen Persönlichkeitstest, auch wenn das unbewusst abläuft. Ist die Figur eher introvertit oder extrovertiert, schüchtern oder selbstbewusst, offen oder verschlossen, eine Quasselstrippe oder eher ruhig? Vertraut sie leicht anderen Menschen?
Auch die groben Daten der Biographie weiß ich meistens recht schnell. Zu erwähnen, welchen Beruf eine Person hat, oder wo sie aufgewachsen ist, trägt jedoch nur dann etwas zu Einzigartigkeit bei, wenn es nicht nur gesagt wird, sondern sich gleich etwas damit verbindet. Zum Beispiel wäre es bezeichnend, wenn die Person ihren Beruf hasst. Oder man bringt immer wieder Erinnerungen aus der Kindheit und Jugend mit ein, die die Person geprägt haben. Das können Kleinigkeiten sein oder grundlegende Wendepunkte. So hat das zum Beispiel Andreas Steinhöfel in "Die Mitte der Welt gemacht." Ich finde seine Figuren wirken zwar alle etwas überzeichnet, aber auch sehr lebendig und das liegt daran, dass man so viele Details über sie erfährt, dass man sich kaum vorstellen kann, dass der Autor sich das alles ausdenken konnte. Ein Mittel wäre natürlich auch, eigene Erinnerungen verfremdet einzubinden. Dazu könnte man zum Beispiel in seinen Erinnerungen wühlen und sich fragen, woran erinnere ich mich aus meiner Kindheit? Was hat mich geprägt? Oder man stellt diese Fragen Bekannten. Man muss natürlich keine intimen Details aus seinem eigenen Leben verraten. Aber es kann ein Anhaltspunkt sein, um sich zu überlegen, was seine erfundenen Figuren geprägt haben könnte. Also ich bin ja fürs psychologisieren, denn auch wenn man nicht jedes Detail wissen muss, dass seine Figuren geprägt hat und es erst recht nicht wie aus einem Psychologielehrbuch wirken sollte, ist es doch ein Teil davon, der einer Figur Tiefe verleiht.

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Mittwoch, 22. Mai 2013

"Freier Fall" - Filmrezension

Kinostart: 23.05.

Deutschland, 2013
Regie und Drehbuch: Stephan Lacant, Co-Autor: Karsten Dahlem
Darsteller: Hanno Koffler, Max Riemelt, Katharina Schüttler

Gestern habe ich mir die Premiere von "Freier Fall" angesehen. Der Film handelt von einem Polizisten, der sich in einen Kollegen verliebt. Die Gefühle für einen anderen Mann sind neu für ihn und dass er eine schwangere Freundin hat, hindert ihn zunächst daran, sich seine Gefühle einzugestehen.
Auf einer Fortbildung lernt Marc (Hanno Koffler) Kay (Max Riemelt) kennen, sie teilen sich ein Zimmer, gehen zusammen joggen. Bei einer Übung geraten sie aneinander, man ahnt, dass es eigentlich Anziehung ist, die sich zunächst nur in Gewalt ausdrücken lässt.
Kay ist ein unangepasster Typ, seine Berufswahl scheint seinem Charakter zu widersprechen. "Schon mal was von Systemunterwanderung gehört?", fragt er Marc, als dieser ihn darauf anspricht. Kay kifft regelmäßig und als er Marc mit dem Jointstummel einen Kopfschuss gibt, versucht er ihn zu küssen. „Das war nur ein Scherz“, sagt er. Aber es ist längst deutlich, die beiden können sich gegen die Anziehung zwischen ihnen nicht mehr wehren. Obwohl Marc sich nach wie vor fürsorglich um seine schwangere Freundin kümmert, mit der er bei seinen Eltern lebt, trifft er sich immer wieder mit Kay und lässt sich auf die Affäre ein.

Bild: Salzgeber & Co. Medien GmbH
Bild: Salzgeber & Co. Medien GmbH

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Kleines Update von Sasha, sind Texte eigentlich niemals fertig?

Ich habe Sasha jetzt in Aljoschas Tanz umbenannt, ich fand, das passt ganz gut und irgendwie brauchen meine Texte ja mal ordentliche Titel. Nicht dass ihr verwirrt seid und denkt, es wäre ein neuer Text von mir.
Dann  habe ich außerdem gerade mal ein wenig an Sasha bzw. Aljoschas Tanz überarbeitet. Da waren noch so einige Schnitzer drin, wie mir aufgefallen ist, und sind es wahrscheinlich immer noch. Ich hatte den Text recht schnell geschrieben, und hatte glaube ich nur eine Beta dafür. Dass mir daran jetzt noch einiges aufgefallen ist, liegt wohl auch daran, dass sich das Schreiben ständig weiter entwickelt, es wäre ja auch schlimm, wenn nicht. Ich habe das Gefühl, je mehr ich schreibe, desto sicherer werde ich dabei. Meistens überarbeite ich einen Text zig mal, bevor ich ihn veröffentliche. Direkt schreiben und reinstellen, das kann ich nicht und mittlerweile suche ich mir da auch mindestens drei Betaleser für.
Das führt aber auch zu dem Problem, dass ich ein, zweimal im Jahr alle meine Texte überarbeiten könnte, auch die, die ich schon online veröffentlich habe. Dann gefällt mir etwas was ich vor ein, zwei Jahren geschrieben habe, plötzlich gar nicht mehr. Wenn es mir doch noch gefällt, dann meistens dann, wenn ich viel Arbeit in den Text gesteckt habe. Es kann also auch umgekehrt sein, eine positive Überraschung. Das ist aber leider seltener. Ich hoffe doch, dass sich mein Schreiben immer mehr verbessert. Wenn jemand mich fragen würde, wie er besser werden kann, würde ich sagen: ganz viel schreiben und ganz viel lesen, ganz viel Kritik suchen. Leider ist es nur so, dass es viel Arbeit macht, einen Text immer wieder zu überarbeiten.
Sollte ich einmal ein Buch veröffentlichen, wird das dann ja auch nicht mehr möglich sein. Dann heißt es, den Text loszulassen und zu hoffen, dass ich mich nicht in zwei Jahren dafür schämen werde. Ich finde es aber auch schön an dem Onlineveröffentlichen, dass ich auf die Kritik von Lesern reagieren kann. Das geht bei veröffentlichten Büchern dann ja nur, wenn man die Kritik im nächsten Buch umsetzt. Vor einer Weile habe ich einen Artikel gelesen, dass es im Internet ja keine Literatur geben würde, weil dort ja alles noch verändert werden könnte. Das sehe ich ganz anders. Vielleicht wird es irgendwann schwer sein, einen allgemeinen Kanon der guten Literatur zu bilden, die auch in hundert Jahren noch gelesen wird, wenn es nur noch eBooks gibt oder die Leute ihre Texte nur noch ins Netz stellen. Aber ich sehe da auch eine große Chance, dass Autoren ihre Texte immer wieder verbessern können. Ich denke, das bringt mich als Autorin weiter, auch wenn es leider viel Arbeit macht und viel Zeit kostet. Erwarten tue ich das natürlich von niemandem, irgendwann sollte man dann doch mit seinen alten Texten abschließen und sich neuen Projekten zuwenden.

Mittwoch, 15. Mai 2013

"Will und Will" von John Green und David Levithan - Buchrezension

Dieses Buch stand schon ewig auf meiner Liste und nachdem es mir von mehreren Leuten empfohlen wurde, habe ich es endlich gelesen. Will und Will (orignial: Will Grayson Will Grayson) von den bekannten Autoren John Green und David Levithan handelt von zwei Jungen, die beide Will Grayson heißen, aber zunächt nicht in Kontakt stehen. Doch sie haben einiges gemeinsam.
Der eine Will Grayson ist vielleicht in Jane verliebt, vielleicht auch nicht, er kann sich nicht recht entscheiden. Sein bester Freund Tiny macht es ihm auch nicht gerade leichter, in dem er versucht, sie zu verkuppeln. Tiny ist riesengroß, schwul, und ständig in einen anderen verliebt. Er plant ein Musical über sein eigenes Leben und über das von Will, auch wenn Will darin lieber gar nicht vorkommen würde. Sein Motto lautet Klappe halten und nichts an sich ranlassen. Nur muss er diese Regeln brechen, wenn in seinem Leben etwas passieren soll.
Der andere Will Grayson ist schwul, aber das soll nicht einmal seine einzige "Freundin" Maura wissen. So richtige Freunde sind sie eigentlich gar nicht, sie warten nur am Schultor aufeinander und Maura nervt ihn mit ihren Fragen, denn eigentlich haben sie doch gar nichts gemeinsam, außer dass sie Außenseiter sind. Will tut alles, damit andere ihn nicht mögen, aber vor allem mag er sich selbst nicht. Er hat Depressionen, nimmt Medikamente, die das ein wenig eindämmen. Sein einziger Lichtblick ist Isaac. Das Problem ist nur, dass er Isaac noch nie in echt begegnet ist, obwohl sie seit einem Jahr miteinander chatten. Dann kommt endlich der Tag, an dem er Isaac treffen wird. Man ahnt, dass das nicht gut gehen kann.
Als sich die beiden Will Graysons dann zufällig begegnen, bringt das ihrer beider Leben durcheinander. Beide Wills erfahren, wie es ist, sich zu verlieben, was es heißt, an einer Freundschaft zu arbeiten und dass es manchmal einfach nur darum geht die Wahrheit zu sagen.
Dass das Ende dann super zuckrig ist, erwartet man von David Levithan und John Green einfach, damit verrate ich jetzt nicht zu viel. Anders als in Noahs Kuss ist der Weg dahin aber mit einigen Steinen gepflastert, die Depressionen des einen Will lösen sich nicht einfach in Luft auf und beide Wills haben eine große Entwicklung durchgemacht. Sie sind Figuren, die Schwächen haben, die man aber gerade deswegen mag, genau wie Tiny. Die 378 Seiten täuschen, das Buch liest sich sehr schnell durch, die Dialoge sind sehr großzügig gedruckt. Ein schönes Jugendbuch, das Mut macht und viele unterschiedliche Identifikationsfiguren bietet.
Ich freue mich jetzt jedenfalls schon auf das neue Buch von David Levithan.

Altersempfehlung: ab 13
Will und Will ist 2012 bei cbt erschienen.

Montag, 13. Mai 2013

Lara Möller: "Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit" Buchrezension

Ich habe mir jetzt vorgenommen, schwule Vampirstorys zu lesen, vielleicht bringt mich das ja in Stimmung, meine eigene mal weiterzuspinnen. Die erste auf meiner Liste war Dark Desires von Lara Möller.
In Melbourne treibt eine blutrünstige Vampirin ihr Unwesen und bringt damit die Deckung aller Vampire in Gefahr. Der Barkeeper Jethro wird in die Intrigen der Vampire hineingezogen, als sich die junge Vampirin, die ihr Verlangen nicht kontrollieren kann, ihre Opfer in seiner Bar sucht. Sein Leben ist zu diesem Zeitpunkt von Routine bestimmt. Doch dann ist da diese seltsame Begegnung mit einem Mann, an die er sich nur vage erinnert. Doch eigentlich sollte er sich nach der Gedächtnispamanupulation durch den uralten Vampir Devon gar nicht an ihn erinnern.
Dieser kann sich kaum erklären, warum er für einen Sterblichen alles aufs Spiel setzt. Die Liebesgeschichte zwischen Devon und Jethro ging für meinen Geschmack viel zu schnell, sie hatten kaum Gelegenheit sich kennen zu lernen. Das ist für mich auch das große Manko an Dark Desires. Die Krimi/Thriller-Handlung hat es für mich aber dennoch für eine spannende Lektüre gemacht. Dark Desires ist viel mehr ein Mysterythriller, als Vampirromanze - so sollte man auch keine Erotik erwarten. Aus der Perspektive verschiedenster Beteiligter, Vampire und Menschen wird die Geschichte um die mordende Vampirin Mai-Li erzählt. Das erschien mir im ersten Moment ungewöhnlich hat für mich den Roman aber sehr bereichert. Denn oft werden in Vampirgeschichten die betroffenen Menschen gar nicht mehr erwähnt. Hier sind die Vampire weder nur blutrünstige Monster, noch sind sie nur bildschön und unwiderstehlich. Alle Figuren haben ihre hellen und dunklen Seiten. Die Autorin hat selbst einige Zeit in Australien verbracht, was deutlich zur authentischen Atmosphäre beiträgt.
Dark Desires liest sich jedoch wie  der erste Band einer Reihe, einige Fragen blieben unbeantwortet. Ich hoffe, dass da noch mehr Geschichten zu Devon, Jethro und den anderen Figuren folgen.

Dark Desires ist 2012 im deadsoft Verlag erschienen.

Montag, 6. Mai 2013

Kinder Gottes - Filmrezension


Bahamas, 2010
Regie und Buch: Kareem Mortimer

Als ich den Film Kinder Gottes gesehen habe, hatte ich ihn mit einem anderen verwechselt, in dem es um die AIDS-Epidemie in den Achtzigern ging. Daher hatte ich gar keine Erwartung, als ich den Film geschaut habe. Tatsächlich geht es in Kinder Gottes auch um das Thema HIV, aus einer vielfältigen Perspektive. Der Film spielt auf den Bahamas, einer Inselgruppe, auf der Vorurteile gegenüber Homosexualität und HIV die Gesellschaft prägen. Hier lebt der sensible und schüchterne Künstler Johnny
Weil seine Arbeiten zu schlecht sind, schickt ihn seine Lehrerin in ihr Ferienhaus auf eine andere Insel. Dort soll Johnny Landschaften malen und Inspiration finden, damit er sein Stipendium nicht verliert. Denn Johnny ist zwar weiß, sein Vater und er gehören jedoch nicht zur Oberschicht.
Schon auf dem Flug sitzen ihm die weiteren Figuren des Films gegenüber. Der gutaussehnde Sänger Romeo und seine Tante Lena.
Johnny hat keinen Führerschein und den großen Geländewagen kann er erst recht nicht fahren, also braucht er Hilfe, um das Ferienhaus zu erreichen. Da kommt Romeo ihm gerade recht, der ihm sofort anbietet, ihn zu fahren. Auch wenn Johnny sich noch nicht sicher ist, ob er Romeo trauen kann, er nimmt sein Angebot an, ihm die Gegend zu zeigen. Will er doch die besten Plätze zum Malen finden. Dass Romeo ebenfalls schwul ist, ahnt man schnell.
Die Familie drängt ihn, doch endlich zu heiraten, seine Freunde drängen ihn, endlich zu den Bandproben zu erscheinen. Doch Romeo lässt alles schleifen, ist fasziniert von dem ruhigen Künstler und schafft es nach und nach Johnny näher zu kommen. Es ist eine der stärksten Szenen des Films (auch auf dem Cover zu sehen), wie die beiden ohne Musik miteinander tanzen. Beide sind zögerlich, wenn es um körperliche Nähe geht, vieles bleibt ungesagt.
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Samstag, 20. April 2013

Plotbunnies und alte Bekannte oder: wann soll ich das jemals alles schreiben?

Kennt ihr das? Man liest einen Text von sich, den man vor einigen Jahren geschrieben hat und einerseits schämt man sich, dass man mal so schlecht geschrieben hat, andererseits sind einem die Figuren immer noch nahe und sofort wieder präsent? Neulich hatte ich so einen Anfall, dass ich einige ältere Texte von mir wieder gelesen habe. Darunter einer, den ich glaube ich mit siebzehn angefangen habe (vor zehn Jahren!). Dazu gekommen bin ich unter anderem, als ich eine Umfrage ausgefüllt habe, die eine Studentin aus den USA für eine Arbeit gestartet hatte. Darin stellte sie einige interessante Fragen. Wie man dazu gekommen ist, Slash zu schreiben, warum man es tut, ob man auch Heteroliebesgeschichten schreibt, etc. Ich habe mir diese Fragen auch schon öfter gestellt und für mich beantwortet. Angefangen hat es bei mir, nachdem ich in meinen ersten Roman mein erstes schwules Pärchen als Nebenfigur eingebaut hatte. Irgendwie wurde einer der beiden immer mehr zur Hauptfigur und ich fing an die leidenschaftliche und dramatische Liebgesgeschichte zwischen ihm und seinem Partner zu erzählen. Immer wieder schrieb ich Episoden auf Papier auf, unzusammenhängend, sie ergaben keine ganze Geschichte. Ich denke immer noch oft an diese beiden Figuren. Vielleicht, weil ich sie am längsten kenne und sie im Laufe der Zeit sehr viel Tiefe gewonnen haben. Ich kenne ihre ganze Lebensgeschichte. Was ich eigentlich erzählen wollte war, dass ich auch auf einen anderen Text von mir gestoßen bin, der ähnlich entstanden ist, wie der erste.

Freitag, 12. April 2013

David Levithan: Noahs Kuss - Buchrezension

Der deutsche Titel Noahs Kuss - und plötzlich ist alles anders (original: Boy meets boy) passt nicht wirklich zu dem Buch, denn ich hätte es fast nicht gelesen, da ich dahinter eine klassiche Coming-out-Geschichte erwartet habe. Auch der Aufdruck auf dem Klappentext, es sei für Fans von Brokeback Mountain, hat nichts mit dem Buch zu tun, denn es ist ein Jugendbuch und Brokeback Mountain würde ich Jugendlichen nur bedingt empfehlen.
Der Beginn wirft einen mitten in die Handlung und stellt gleich klar, Paul, der Ich-Erzähler weiß wer er ist, und alle anderen wissen das auch. Schwul zu sein ist für ihn überhaupt kein Problem. Seine Eltern, seine Freunde, seine Mitschüler, niemand macht daraus ein Problem. Im Gegenteil, es scheint in seiner Stadt beinahe nur Schwule und Transsexuelle zu geben. Da ist zum einen Infinite Darlene, gleichzeitig Quarterback und Homecoming Queen, und Tony, sein bester Freund, der es nicht leicht mit seinen Bibeltreuen Eltern hat. Und dann ist da natürlich Noah, in den Paul sich schon bei ihrer ersten Begegnung verliebt und Noah scheint dasselbe für ihn zu empfinden.
Einer glücklichen Beziehung zwischen Paul und Noah steht also nichts im Weg. Sie lieben die gleichen Filme, können stundenlang miteinander reden und eigentlich ist alles in Pauls Welt perfekt. Das war auch mein Problem mit diesem Buch.

Sonntag, 31. März 2013

Ich habe fertig, oder: jetzt fängt die Arbeit an

Früher als ich gedacht hatte, bin ich also fertig, mit Patrick. Es sind 260 Seiten geworden, ich hatte mit  250 gerechnet. Meistens ufern meine Texte ja ziemlich aus und werden noch viel länger. Aber dieser Text brauchte genau diese Länge. Aber wie der Titel schon sagt, jetzt fängt die eigentliche Arbeit erst an, das Überarbeiten. Das Schreiben macht ja meistens viel mehr Spaß, die ersten beiden Überarbeitungen gehen meistens auch noch. Bei mir werden es aber immer mindestens zehn Überarbeitungen, bevor ich einen Text veröffentliche. Da heißt es, Betaleser suchen (eine habe ich schon), deren Kommentare umsetzen, wieder Betaleser suchen, Text ausdrucken, anstreichen. Szenen neu schreiben, ergänzen, streichen. Bis man dann den Text gar nicht mehr sehen mag. Aber so weit bin ich mit Patrick noch nicht. Da werde ich mich erstmal eine Weile freuen, dass ich es geschafft habe. Es wird also noch eine Weile dauern, bis ihr den Text zu lesen bekommt. Erstmal wird sich zeigen, ob meine Betaleser ihn übrhaupt für lesbar halten.
Ein Gutes hat es jedenfalls, einen Text abzuschließen. Das macht zwei Personen weniger in meinem Kopf. Das klingt jetzt ziemlich verrückt, aber es ist wirklich so. Figuren, deren Geschichte ich noch nicht erzählt habe, nerven mich in den unmöglichsten Sitatuionen damit, dass ich das doch endlich tue. Wenn ich einen Text abgeschlossen habe, denke ich kaum noch an ihn, manchmal vergesse ich sogar, dass ich den Text geschrieben habe. Das wird mir mit "Patrick" sicher nicht passieren, habe ich doch eineinhalb Jahre mit ihm verbracht. Und jetzt sage ich: zieh deiner Wege, was du jetzt aus deinem Leben machst, geht mich nichts mehr an. Das können sich dann die Leser irgendwann ausmalen.

Samstag, 16. März 2013

XXY - Filmrezension

Ein argentinischer Film, der so eigentlich überall spielen könnte. Denn er nimmt sich eines Themas an, bisher kaum filmisch oder literarisch behandelt wurde. Das Schicksaal von Menschen, die zwischen den Geschlechtern stehen. Alex, fünfzehn Jahre alt, hat das Gesicht eines hübschen Mädchens, mit wilden schwarzen Locken, benimmt sich aber mit ihrem schlaksigen Gang und ihrer rotzfrechen Art nicht sehr feminin. Mit ihren Eltern wohnt sie in einem abgeschiedenen Fischerort. Ein Paar kommt zu Besuch, mit ihrem pubertierenden Sohn Alvarez. Den fragt Alex bei ihrer ersten Begegnung gleich, ob er nicht mit ihr schlafen wolle, sie hätte es nämlich noch nicht getan. Alvarez ist irritiert und fasziniert von dem spröden Mädchen. Er trottet ihr hinterher durch den Ort, mit seinen Kopfhörern versunken in seiner eigenen Welt und ziemlich tollpatschig. Was mit Alex los ist, wird zunächst nur angedeutet, durch Puppen, die sie mithilfe von Zigarettenstummeln mit einem Penis versieht und den Büchern, die sie liest. Medikamente, die sie nicht mehr nimmt. Alex ist intersexuell und scheint alle möglichen Geschlechtsmerkmale von Mann und Frau zu besitzen. Ihre Eltern machen sich Sorgen und wissen nicht, was das Richtige ist. Der Mann, den die Mutter eingeladen hat entpuppt sich als Chirurg, der Erfahrung mit geschlechtsangleichenden Operationen hat. So repräsentiert das Paar die Gesellschaft, die Druck ausübt, alles der Norm anzupassen. Der Vater, zu dem Alex eine engere Beziehung zu haben scheint, als zur Mutter, hat jedoch mehr Verständnis und lehnt die Operation ab. Die beiden Jugendlichen und die Erwachsen leben jeweils in ihrer eigenen Welt und kommunizieren kaum miteinander. Alex, die immer einen Spruch parat hat, ist eigentlich selbst zutiefst verunsichert und verletzlich. „Sie“ überrumpelt Alvaro schließlich mit Küssen und schläft mit ihm, wobei „sie“ oben ist. Der Vater hat sie beobachtet und Alex läuft erst Mal weg. Dann taucht noch ihr eigentlich bester Freund wieder auf, dem sie bei einem Streit die Nase gebrochen hatte und Alvaro, der sich eingestehen muss, dass ihm der Sex eigentlich gefallen hat, versucht Alex näher zukommen, sie entzieht sich jedoch allen und glaubt nicht, dass sie jemand versteht.

Mittwoch, 13. März 2013

Buchrezension: Des Teufels Maskerade und Fortunas Flug von Victoria Schlederer

Des Teufels Maskerade, das Buch mit dem Victoria Schlederer 2009 den Heyne-Wettbewerb zu einem Fantasyroman gewonnen hat, stand schon lange auf meiner Leseliste. Wien und Prag im neunzehnten Jahrhundert, Fantasy, Krimi und das mit einer bisexuellen Hauptfigur. Mehr brauchte ich nicht zu wissen, um neugierig zu werden.
Baron Dejan Sirco liebt Autorennen, bei denen er nie gewinnt, er lebt zusammen mit einem Geist namens Lysander, der in einen Otter gefahren ist in Prag und wird bald in das größte Abenteuer seines Lebens hineingezogen. Als Ermittler in okkulten Angelegenheiten hat er schon einiges erlebt, doch nun ist es ausgerechnet sein ehemaliger Freund Graf Felix Trubic, der ihn beauftragt. Dass sie sich vor Jahren nach einem beinahe tödlichen Duell getrennt haben, erleichtert ihre Zusammenarbeit nicht unbedingt. Erst gegen Ende wird Licht in ihre komplizierte Beziehung und ihre gemeinsame Geschichte gebracht. Doch als es darum geht, Felix' Leben vor einem unbekannten Feind zu schützen, tun Dejan, Lysander und ihr Gehilfe Mirko alles, um Felix zu retten. Das Besondere an diesem Roman ist die Sprache, die Victoria Schlederer aus Romanen jener Zeit abgeschaut hat. Lange verschachtelte Sätze, altmodische Wörter und schlagfertige Dialoge.

Dienstag, 12. März 2013

"Get Real" Filmrezension

Der 16-jährige Steven hat seit er 11 ist, keine Zweifel über seine sexuelle Orientierung. Jedoch weiß nur seine gute Freundin und Nachbarin Linda Bescheid. Im Park trifft er sich heimlich mit Männern. Dort begegnet er zu seiner Überraschung eines Tages dem Schwarm der Schule, dem gutaussehenden Sportler Jon. Dieser ist unsicher und verheimlicht sein Schwulsein. Dennoch kommen er und Steven sich näher und verlieben sich. Aber während Jon immer mehr Angst bekommt, jemand könnte etwas herausfinden, ist Steven das Versteckspiel leid. Der Film behandelt zwar ein ernstes Thema, und die Ängste und Sehnsüchte der Protagonisten sind spürbar dargestellt, dennoch gibt es haufenweise witzige und sehr direkte Dialoge. Kaum wird es dramatisch, darf es auch wieder lustig sein. Trotzdem sind die Figuren sehr glaubhaft dargestellt, sogar die weiblichen Nebenrollen. Besonders Ben Silverstone ist überzeugend in der Hauptrolle. Ein herausstechender Film unter den coming-out und coming-of-age Geschichten der 90er.


GB 1998
Regie: Simon Shore, Theaterstück und Drehbuch: Patrick Wilde
Darsteller: Ben Silverstone, Brad Gorton, Charlotte Brittain
DVD-Extras: Interview mit Regisseur, Trailer