Sonntag, 23. Dezember 2012

Das 24. Türchen: Frohe Weihnachten

Auch dieses Jahr habe ich wieder beim boxyboy-Advendtskalender mitgemacht und sogar das beste Türchen abbekommen. Ich finde diese Adventskalender total schön, obwohl ich ja gar nicht auf Weihnachtskitsch und überzuckerte Storys stehe. Dieses Jahr war ich etwas spät dran und habe auf den  letzten Drücker abgeschickt, weshalb die Geschichte auch keine Beta gesehen hat und einige Fehler aufweist. Es gibt sie etwas verbessert jetzt auch direkt hier zu lesen. Frohe Weihnachtstage.


Ein ganz normales Familienfest

Den ganzen Abend war Vincent durch die Stadt gelaufen, auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk für seinen Freund. Es sollte etwas Besonderes sein, denn er wollte damit sein schlechtes Gewissen beruhigen. Finn würde sich freuen, wenn er ihn einladen würde, mit seiner Familie zu feiern. Aber abgesehen von Vincents Schwester und seinen Eltern wusste niemand in seiner Familie, dass er schwul war. Und wenn es nach ihm ging, sollte das auch so bleiben. Seufzend verließ Vincent das Kaufhaus. Nach der Arbeit herzukommen, war keine gute Idee gewesen. Er war erschöpft und was er Finn schenken sollte, wusste er immer noch nicht.

Als er nach Hause kam, fand er die Wohnung leer und dunkel vor. Finn war noch nicht zu Hause, obwohl Vincent am Freitag sonst immer vor ihm da war. Da sein Magen knurrte, öffnete Vincent den Kühlschrank und nahm eine Pizza aus dem Tiefkühlfach. Eigentlich hatte er gehofft, dass Finn etwas zu Essen gekocht hatte, wie er es sonst auch immer tat. Vielleicht war Finn ins Fitness-Studio gegangen. Damit hatte er vor einigen Wochen wieder angefangen, obwohl Vincent fand, dass er das gar nicht nötig hatte. Er setzte sich vor den Fernseher und zappte sich durch das langweilige Programm. Erst eine Stunde später hörte er, wie Finn die Haustür öffnete.

Samstag, 22. Dezember 2012

Shelter - Filmrezension

Zach weiß nicht so recht, wohin es in seinem Leben gehen soll. Eigentlich will er unbedingt auf die Kunsthochschule, da hat er sich auch schon einmal beworben. Aber da sind auch noch sein kranker Vater und sein kleiner Neffe, um die er sich kümmern muss. Denn seine Schwester sucht lieber einen neuen Mann, als für ihren Sohn zu sorgen. Also macht Zach seine zwei Jobs, fährt mit dem Skateboard durch einen ärmeren Stadtteil L.A.s, sprüht Street Art an die Wände, oder geht surfen. Dabei trifft er den älteren Bruder seines fortgezogenen besten Freundes. Dieser will im leerstehenden Haus seiner Eltern seinen zweiten Roman schreiben. Die beiden treffen sich wieder, gehen zusammen surfen, und kommen sich langsam näher. Wie sich die beiden verlieben ist realistisch dargestellt, sie lernen sich langsam kennen, ohne sich sofort zu verlieben. Doch für Zach ist alles nicht so einfach, er hat Angst vor dem Coming-Out und es gibt so viele Dinge, um die er sich kümmern muss, und eigentlich hat er auch eine Freundin. Das Ende ist eines der Schönsten, die ich je in einem Queer-Film gesehen habe, richtig erfrischend positiv, so viel sei verraten.

© PRO-FUN MEDIA
© PRO-FUN MEDIA
Regie und Buch: Jonah Markowitz
Darsteller: Trevor Wright, Brad Rowe
Drehort: USA

Beautiful Thing - Filmrezension

Jamie lebt  in einer tristen Siedlung im Londoner Vorort. Seine Mutter hat mehr mit ihrem neuen Freund zu tun, als sich um ihn zu kümmern.
Als Jamies Mutter den Nachbarsjungen Ste aufnimmt, der mal wieder von seinem Vater verprügelt wurde, muss Jamie mit ihm sein Bett teilen. Dabei kommt er dem ruhigen und schüchternen  Ste näher und es entwickelt sich eine erste Liebesbeziehung.
Einfühlsam und authentisch zeigt der Film das Erwachsenwerden in der Vorstadt, die Vorurteile des Umfelds, erste Ausflüge in einen Schwulenclub und das coming-out.
Die Leistung der beiden jungen Schauspieler beeindruckt. Ebenso dass es sich dabei um Hettie Macdonalds Debut handelt - schade, dass sie danach nur noch für das Fernsehen arbeitete.
Der Film ist sicherlich einer der Klassiker unter den Coming-of -age-Filmen.


Regie: Hettie Macdonald/ Theaterstück: Jonathan Harvey/ Drehort: England

Freitag, 21. Dezember 2012

Etwas Neues schreiben?

Wenn ich ein Projekt beendet habe, passiert meistens das gleiche. Alle Figuren, an die ich Wartemarken verteilt habe, damit sie mich nicht ständig nerven wachen auf und verlangen gleichzeitig, dass ich ihre Geschichte jetzt sofort aufschreibe. Das kann man sich ungefähr so vorstellen: auf meinen langen Fahrten zur Uni kommen mir Szenen aus den unterschiedlichen Plots in den Sinn. Und dann hopsen auch noch neue Plotbunnys über den Weg. Es ist ja nicht so, als hätte ich nicht noch zwei halbfertige Romane auf dem Laptop rumliegen. Aber wenn es bei einem Projekt gerade etwas stockt, dann hilft es mir oft, einfach etwas komplett Neues zu schreiben, um überhaupt wieder in den Schreibfluss zu kommen. Das habe ich jetzt ohne groß Nachzudenken einfach gemacht und das neueste Plotbunny gegriffen, das mich überfallen hat. Inspiriert zu diesem Plot haben mich Period Dramen, ihr wisst schon: Jane Austen, Cranford, … ich liebe die Zeit um die Jahrhundertwende, die Mode, die Kunst, die Veränderungen … und ich mag die Sarah Waters-Verfilmungen, die zu dieser Zeit spielen. Sie drehen sich immer um lesbische Frauen; eine wahre Marktlücke hat Sarah Waters da aufgetan, gibt es doch kaum andere Autoren, die das lesbische Leben zu jener Zeit so offen beleuchten. Da stellte ich mir natürlich sofort die Frage: Gibt es das auch in schwul? Ich kenne den Film Maurice, ehrlich gesagt, ganz überzeugt hat er mich nicht. Natürlich kenne ich auch Oscar Wilde. Aber Romane die heute geschrieben werden und zu der Zeit spielen, in England oder in Deutschland, mit einer Liebesgeschichte zwischen Männern? Ja, einige auf Englisch konnte ich durchaus finden (dank fleißiger Listenersteller auf goodreads). Denn das ist manchmal das erste, was ich tue, wenn ich eine neue Idee habe: checken, ob ich die erste mit dieser Idee bin oder ob es schon zig Romane mit genau dem gleichen Plot gibt und gleichzeitig suchte ich nach Recherchematerial. Ersteinmal, bevor ich alle Fakten gegenrecherchiere, schreibe ich aber einfach drauf los und es macht verdammt Spaß. Ich hoffe, der Twist in der Geschichte funktioniert – etwas das mich bei den Sarah Waters-Büchern immer beeindruckt. Ich wollte schon immer mal eine Figur wie Vincent erzählen lassen, aber bevor ich jetzt zu viel verrate, beende ich lieber den Post und schreibe den Roman weiter und versuche mich nicht mehr ständig zu fragen, was ich als nächstes schreiben soll.

Was macht man mit einer sperrigen Figur?

Gestern war ich fast so weit, meinen derzeitigen Roman erst einmal beiseite zu legen. Der Grund dafür ist, dass ich mir eine Hauptfigur ausgesucht habe, die etwas sperrig ist, zerrissen und selbst für mich nicht immer durchschaubar. Heute ging es dann schon wieder etwas besser und ich konnte ihn endlich dazu bringen, etwas offener zu werden. Trotzdem ist es schwerer, über ihn zu schreiben, als zum Beispiel über Lex, der doch ziemlich offen war und einfach locker erzählte, was ihm so passierte. Auch weil ich diesmal nicht die Ich-Perspektive gewählt habe, geht das nicht. Ich habe mir ein ernstes und teilweise depriminierendes Thema gewählt, ich wusste von Anfang an, dass es nicht einfach werden würde, darüber zu schreiben und dass ich dabei vielleicht an meine Grenzen stoße. Die Frage, die ich mir immer wieder stelle ist auch, wie nah ich die Figur an mich heranlasse, wie viel Nähe ist nötig, damit diese auch bei dem Leser ankommt, und wieviel Distanz brauche ich, um überhaupt Schreiben zu können?
Wenigstens hat sich die Frage nach dem Titel des Projektes geklärt. Ja, mir ist tatsächlich ein Titel eingefallen und es ist nicht der Name der Hauptfigur. Aber verraten werde ich den jetzt noch nicht. ; )

Es geht weiter ...

Ich habe endlich den Roman beendet, an dem ich über ein Jahr geschrieben habe. Es kommt zwar noch viel Überarbeitung auf mich zu, aber bis dahin schreibe ich erstmal weiter an zwei Texten, die ich als nächstes fertigstellen will und von denen ich hier auch schon öfter etwas geschrieben habe. Ich bin nur noch nicht sicher, welchen ich mir zuerst vornehme. Irgendwann in ein paar Monaten wird es also mal wider etwas längeres von mir zu Lesen geben. Ich hoffe, ich komme auch neben dem neuen Studium noch oft genug zum Schreiben.

Dienstag, 18. Dezember 2012

Buchempfehlung: Just Kids von Patti Smith

Ich möchte mal wieder ein Buch empfehlen: Just Kids von Patti Smith.(bei Kiepenheuer und Witsch erschienen)
In Just Kids erzählt Patti Smith von ihrer Jugend in New York, von den Anfänge ihrer Karriere und  ihrer besondere Beziehung zu Robert Mapplethorpe. Sie haben sich kennengelertn, als Patti Smith nach New York kam. Damals hatte sie überhaupt kein Geld und war ersteinmal obdachlos. Patti und Robert wurden ein paar und fanden eine kleine Wohnung. Sie verbrachten praktisch den ganzen Tag mit Malen, Basteln und Gedichte schreiben, und haben sich gegenseitig künstlerisch unterstützt. Später wurde Robert bewusst, dass er homosexuell ist und sie waren nur noch befreundet. Aber ihre Freundschaft hielt das ganze Leben. Es ist aber nicht nur die Schilderung dieser intensiven Freundschaft, die das Buch so lesenswert macht, sondern auch die der Künstlerkreise in der sie sich bewegten. Sie lernten die wichtigsten Dichter und Musiker der Zeit kennen, von Jimi Hendrix über Janis Joplin und Andy Warhol. Diese Begegnungen werden aber so beiläufig geschildert, mit allerlei witzigen Anekdoten, dass es ganz normal erscheint. Aber so war das damals wohl einfach. Auf jeden Fall ist es inspirierend zu lesen, wie die beiden sich so ganz der Kunst widmen und erst eine Weile brauchen, bis sie ihr Medium gefunden haben und bis sie bekannt werden - Patti als Sängerin und Robert als Fotograf. Just Kids zeichnet nicht nur das Bild einer Epoche in der sich alles verändert, es ist auch ein Porträt zweier außergewöhnlicher und unheimlich liebenswerter Menschen, die man gerne selbst kennen würde.